@ MiG-Admirer: Zu Deiner tollen Postkarte vom „Neuesten Doppeldecker der Deutschen Flugzeugwerke“ möchte ich noch ergänzen, dass dieser D. F. W. Pfeil-Doppeldecker nicht nur den Dreiecksflug Berlin-Leipzig-Dresden (1914) gewonnen hat:
Es dürfte Dich stolz machen zu erfahren, dass Max Schüler auf dieser Maschine kurz zuvor sogar einen Weltrekord aufgestellt hatte, als er mit zwei (ausgewachsenen) Passagieren von Leipzig nach Breslau geflogen war. Das genügte im Sommer 1914 noch, um den absoluten Streckenrekord mit zwei Passagieren aufzustellen.
@ Marcus: Das Aufnahmedatum lässt sich zumindest eingrenzen, denn die Deutsche Luftreederei (DLR) flog nur zwischen Januar 1919 und Februar 1923. Demnach ist der „KURIER“ auf diesen beiden Fotos eine ‚zivilisierte’ Fokker Dr. I und kein Umbau des Vagel-Grip SP-5 gewesen.
Zu dem letztgenannten Dreidecker habe ich Folgendes in Erfahrung gebracht:
Der zweisitzige Vagel-Grip SP-5 soll den Typen- oder Eigennamen „Greif“ getragen, die Konstruktionsnummer 603 und bei seiner Zulassung im Mai 1925 die Registrierung D-664 erhalten haben. Sein Umlaufmotor soll ein schwedischer Thulin-‚A’-Motor mit 80 PS gewesen sein, und nach seinem Halterwechsel von Max Schüler auf einen K. Janning aus Osnabrück soll das Flugzeug im November 1931 zerstört worden sein.
Der gebürtige Chemnitzer Pilot und Flugzeugkonstrukteur Max Schüler soll übrigens bereits 1920 eine eigene Luftreederei in Osnabrück betrieben haben, wo ihm die Bestimmungen des Versailler Vertrages allerdings den Flugzeugbau vermiest hätten, so dass er statt dessen zwischen 1923 und 1925 eine Serie aerodynamisch verkleideter Motorräder - sog. „Tropfenmotorräder“ - hergestellt hat.
Die Herstellerfirma Vagel-Grip soll in Berlin-Adlershof nahe dem Flugplatz Johannisthal ansässig gewesen sein, aber sie bzw. ihr Gründer waren wohl eher Rostocker Herkunft. Der Firmenname geht mit ziemlicher Sicherheit auf die gleichnamige literarische Figur „Vagel Grip“ des mecklenburgischen Mundartdichters Johann Friedrich ‚John’ Brinckman von 1859 zurück, dessen Dialekt ‚Mekelborgs’ Niederdeutsch mit Einflüssen aus der Schwedenzeit ist.
„Vagel“ heißt im Schwedischen soviel wie „Gerstenkorn“ und „Grip“ ist eine mundartliche Verkürzung von „Gripen“, also „Greif“. Es lag daher nahe, die SP-5 auf den Namen „Greif“ zu taufen. Die Bezeichnung „Vagel Grip“ selbst ist aber sicherlich keine eigene Erfindung des Dichters, sondern vermutlich eine inoffizielle, seemännische Bezeichnung für die Rostocker oder mecklenburgische Seeflagge gewesen, die seit dem frühen 18. Jahrhundert immer wieder der Greif der Rostocker Fürsten zierte, der auch heute noch im Rostocker Stadtwappen zu finden ist.
Gruß
Olaf
PS: Soviel noch zum Thema ‚Gerüchteküche’...
Gregvan@TheAerodromeForum schrieb:
Einmal über den Film „Richthofen“ (Deutschland, 1929):
"They were filmed with the Sarotti SP-5, an odd little triplane hybrid. According to Evan Hadingham's "The Fighting Triplanes". "Some time after the war a few triplanes were built in Germany. The Sarotti Chocolate Company hired Max Schüler to fly one around Germany to advertise their product. This aircraft was written off in 1926, but parts from it are thought to have been used in the Sarotti SP-5, a hybrid Dr I used..in films." "
Gregvan@TheAerodromeForum schrieb:
Ein ander' Mal über den Film „D III 88“ (Deutschland, 1939):
"At any rate, there are relatively few WWI flying sequences (only one, really, in flashback) in "D III 88", most of which takes place in the current German Luftwaffe of the late 1930's. I think the other "Triplane" seen on the ground sequences in D III 88 is actually the Sarotti SP-5a hybrid Triplane which used some Dr.I components and which was built (?) by the Sarotti Chocolate company to advertise their product, after Max Schueler crashed their real Dr.I in 1926."
Vielleicht kennt ja jemand von Euch das Buch „The Fighting Triplanes“ von Evan Hadingham... (Foto via raindesert.com)