Das Thema "Rivalität zwischen Griechenland und der Türkei" ist fast so alt wie Griechenland selbst, die "Angst" vor einen Aggressoren aus dem Osten tief im griechischem Denken verankert ist. Dies erschließt sich einem Mitteleuropäer nicht immer.
Aus türkischer sicht dürfte zum einen Griechenland als Einflussgebiet und Brücke zu den osmanisch geprägten Gebieten (wie Bosnien) als Verlust gelten. Grenzen der türkischen Ambitionen, ihr Einflussgebiet zu erweitern zeigte zum einen die Zypernkriese. Militärisch bestand hier die Möglichkeit der Einnahme der gesamten Insel. Ob das angebliche Regime in Griechenland, eine drohende Einverleibung Zyperns in Griechenland oder ein genereller Anspruch auf die Insel bestand, vermag ich nicht zu beurteilen. Vielleicht ein bisschen von allem und ein Test in "wieweit man gehen kann".
Hätten die Türken zur Zeit des kalten Krieges ernsthafte Kampfhandlungen mit den Griechen geführt währe die USA sehr schnell vor Ort gewesen, da Griechenland mindestens strategisch die gleiche Bedeutung wie die Türkei in der NATO inne hatte. Heute sähe das möglicherweise anders aus. Aber was sollte der Grund einer türkischen Invasion sein? Wirtschaftlich oder strategisch ist eine Besetzung der Ägäis nicht zu begründen.
Zum einen setze ich die drohenden Verluste zu Grunde, diese müssen schon sehr gut bedacht werden, auch wenn Griechenland zu Teilen sehr karg ist, eine schnelle Eroberung würde schwierig sein. Welche Probleme ein stark motivierter Verteidiger bereitet zeigt aktuell Afghanistan. Das eingenommene Gebiet zu halten ist meist nur mit erheblichen Menschenrechts verletzenden Maßnahmen möglich. Genug der Spekulation.
Ein Säbelrasseln beider Seiten gehört zum Umgangston. Hier geht es wohl um die Aufrechterhaltung des Scheins einer ständigen Bedrohung, als innenpolitisches Instrument um Stärke zu zeigen. Doch real ist weder die eine noch die andere Seite - und sei diese noch so hoch gerüstet - ernsthaft an einen Krieg interessiert.
Das griechische Bruttoinlandsprodukt beträgt 230,17 Mrd. € das türkische (Unterschiedliche Angaben) ca 700 Mrd. €, daher währe eine Armee im verhältniss 1:1 zu unterhalten für Griechenland schon utopisch, von einer fehlenden Bedrohungslage die für die Türkei eher besteht, mal zu schweigen.
Die geschickte Verteilung von Waffen und engere Zusammenarbeit würden nicht nur Griechenland, sondern letzten Endes die EU als auch die NATO finanziell entlasten.
Dann hätten die beiden Streithähne auch kaum was um sich weiterhin, oder gar ernsthaft zu kappeln.