schepe
Flugschüler
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Hallo Zusammen,
da der letzte Erfahrungsbericht jetzt schon etwas älter ist und sich seit dem auch Dinge geändert haben möchte ich meine Erfahrungen hier mit euch teilen.
Vorab:
Ich bin m, 24 und habe meinen FWDL vor bald 8 Jahren bei einem Hubschraubergeschwader gemacht. 2018 habe ich bereits das ganze Verfahren mitgemacht, bin damals aber in Phase 3 rausgeflogen. Also war es jetzt Zeit für einen neuen Versuch.
Ich habe meine Phase 1 im Herbst 2021 und Phase 2 im Winter 2022 gemacht. Phase 3 habe ich dann im Februar 2022 bestanden.
Einige kaufen sich Ratgeber oder sonst was für Phase 3. Meines Erachtens nutzlos. Hier werden Fähigkeiten geprüft, die man sich nicht anlesen kann. Allerdings hilft es enorm, fachlich in der Materie Hubschrauber und dessen Technik fit zu sein (Empfehlung: Kleine Hubschrauberschule (H. Mauch)). Was ich ebenfalls jeden empfehlen kann, haltet Ausschau nach einem Heli-Simulator, in dem ihr üben könnt. Es ist ungemein hilfreich, wenn man gerade bei schwierigen Missionen sich weniger auf das fliegen an sich und mehr auf den Auftrag konzentrieren kann.
Wir waren 5 Bewerber, was zu Corona Zeiten viel ist. Einer musste aus gesundheitlichen Gründen abbrechen. Insgesamt waren wir 4 aktive Soldaten und ich als Zivilist. Durchgekommen bin ich und ein Soldat (wir beide haben Simulatorerfahrung).
Was sich seit letztem Mal nicht geändert hat sind die Flüge. Die sind meines Erachtens gleich geblieben. Ebenso die Referate. Geändert haben sich der Lernstoff und die Bewertung (Ampel-Bewertung).
Vorbereitung:
Man bekommt einige Wochen (2-4 Wochen vor Phase 3) die Lernunterlagen zugesendet. Diese unterscheiden sich von den Lernunterlagen aus meinem ersten Auswahlverfahren 2018. Seit einiger Zeit wurde das Verfahren in Phase 3 umgestellt, was zu einer Änderung beim Lernstoff führt. Ich unterscheide hier zwischen Lernunterlage (das, was man im Voraus zugesendet bekommt) und dem Handbuch (die Lernmappe vor Ort).
Die Lernunterlage umfasst ca. 30 Seiten. Hier werden u.a. das Cockpit beschrieben. Merkt euch, wo welches Steuerorgan sitzt, wie es heißt, was es macht und wie eine Eingabe daran sich auf die anderen Steuerorgane, bzw. den Hubschrauber auswirkt. Merkt euch auch die unscheinbaren Dinge, z.B. wo die Lüftungsauslässe sind, wo ihr die Leselampe findet und wie ihr sie einschalten/ausschalten/dimmen könnt (wichtig in Mission 2-4).
Als nächstes folgen die Instrumente. Hier kann ich nur sagen: ALLES MERKEN! Jedes Detail kann abgefragt werden. Merkt euch also die Reihenfolge, die Namen (deutsch und englisch), Die Einteilung der Striche, wo stehen welche Zahlen, rote Markierungen, max. und min. Werte, einfach alles.
Auf den MFDs (MultiFunktionsDisplays) werden euch verschiedene Dinge angezeigt. Es sind zwei identische MFDs nebeneinander verbaut. Jedes hat 5 Knöpfe links und rechts des Displays, worüber Dinge wie die Uhr, Navigation, Instrumente etc. aufgerufen werden können. Auch hier gilt: alles lernen! Ihr müsst im Schlaf wissen, welcher Knopf euch auf welche Seite führt, was da zu sehen ist und wozu ihr das benötigt (darauf wird bei den Missionen näher eingegangen).
Über den Button Instru (-ments) erscheinen 9 Anzeigen. Auch diese bis ins Details auswendig lernen.
Des Weiteren werden noch Voice Warnings und allgemeine Flugregeln beschrieben und es gibt einen Exkurs zum Thema Platzrunde.
Ankunft:
Unspektakulär, wie bei den ersten beiden Phase werden Zimmerschlüssel und ggf. Essenskarten empfangen. Dann auf Stube und einrichten.
Vor Ort wird außerdem ein Corona-Test gemacht, der am nächsten Morgen vor Beginn des Verfahrens vorgezeigt werden muss.
Erster Tag:
Der erste Tag beginnt mit einem Test über die Dinge, die in den Lernunterlagen stehen. Danach wird ein kurzer Film gezeigt, in dem die erste Mission geflogen wird.
Es folgt eine Vorflugbesprechung die es in sich hat. Hier müssen neben den Instrumenten auch der Missionsablauf für Mission 1&2 und die max. zulässigen Parameter (z.B. max. 100 Knoten) sitzen. Das Gespräch dauert schon mal eine Stunde oder mehr.
Dann wird ein Schlüssel empfangen, welcher zu dem Gruppenraum passt, in dem man sitzt. Es kann also auch abends hier zusammen gelernt werden und man muss sich nicht auf Stube zusammenzwängen. Die Maskenpflicht entfällt im Gruppenraum und im Simulator, ansonsten die üblichen AHA-Regeln.
Jetzt wird auch das Handbuch empfangen. Dieses ist im Vergleich zu früher auf ca. 30 Seiten gekürzt worden. Hier werden die folgenden Missionen beschrieben. Zudem kommen die Notverfahren dran (selben wie früher) und Technik (wie fliegt ein Hubschrauber). Dinge wie Kurzgeschichten, Biografien oder Hubschraubergeschichte sind nicht mehr drin.
Nach einer Cockpiteinweisung wird direkt die erste Mission geflogen.
Mission 1:
Hierbei sollt ihr ein Gefühl für den Hubschrauber bekommen. Ihr fliegt zuerst nur geradeaus und müsst dabei 1000ft +/- 100ft und 100KIAS +/- 10KIAS halten. Dann folgt ein Block, in dem Kurvenflug und Fahrtänderung geübt wird. Bei der Fahrtänderung soll die Höhe von 1000ft +/- 100ft gehalten werden und die Fahrt auf 60 KIAS reduziert werden. Sobald die Parameter anliegen, soll wieder auf 100 KIAS beschleunigt werden. Zuletzt werden Platzrunden geflogen. Hier wird man in der ersten durchgesprochen, um sich nicht zu verfliegen. Schaut euch auf jeden Fall die Karte in den Lernunterlagen genau an und lernt die Grenzen, bis wohin ihr fliegen dürft. Danach werden drei selbstständig geflogen. Danach folgt ein Debriefing, bei dem euch gesagt wird, was NICHT geklappt hat. Erwartet hier kein Lob, es geht um Kritik. Und falls doch Lob kommt, ruht euch nicht darauf aus!!
Jeder Flug wird außerdem mit einer Ampel bewertet, d.h. euer Flug war entweder grün, gelb oder rot. Was genau welche Farbe bedeutet und wie sich das auf die Eignung auswirkt wurde nicht erwähnt.
Im Anschluss folgt noch ein Demo-Film über die Mission 2 am nächsten Tag.
Dann heißt es verpflegen und lernen. Lernt am besten zusammen, so könnt ihr euch gegenseitig fragen, falls jemand was nicht verstanden hat oder Unklarheiten bestehen.
Zudem muss für den Folgetag eine Präsentation zum Thema Platzrunde vorbereitet werden. Den Zeitansatz von 8-10 min solltet ihr unbedingt einhalten!
Zweiter Tag:
Am Vormittag hält jeder seine Referat. Dieses wird nur vor den Prüfern gehalten. Rückfragen kommen i.A. dazu nicht.
Dann wird die Mission 2 geflogen. Dabei sollen im Gelände verschiedene Außenlandepunkte angeflogen werden. Die Mission ist in drei Blöcke unterteilt. Die ersten beiden unterscheiden sich im Anflugverfahren. Hier zeigt ein Pfeil immer zum nächsten Landeplatz. Im letzten Block müssen mit Hilfe des Geländes die Landepunkte gefunden werden. Dazu hat man eine Karte auf das Bein geschnallt, anhand derer man sich orientieren kann (dieselbe Karte findet sich auch in den Lernunterlagen). Hierbei wird eure räumliche Orientierung geprüft.
Im Anschluss folgt das Debriefing mit Ampel-Bewertung und Kritik, was besser gemacht werden muss. Bis ca. 15 Uhr folgt noch ein weiterer schriftlicher Test über den ersten Teil des Handbuchs und die Vorflugbesprechung für SAR1&2 an den beiden kommenden Tagen. Auch ein kurzer Film dazu wird gezeigt. Ansonsten heißt es wie immer in diesen 4 Tagen: wenn man Zeit hat, wird gelernt.
Für den dritten Tag soll außerdem ein weiteres Referat vorbereitet werden (8-10min) zum Thema "Warum fliegt ein Hubschrauber". Merkt euch das genaue Thema und macht nicht wie ich "Wie fliegt ein Hubschrauber" draus ;)
Dritter Tag:
Am Vormittag wird das Referat gehalten. Auch hier: Zeiten einhalten!
Als nächstes folgt der erste SAR Flug. Das sind mit Abstand die spannendsten, aber auch anstrengendsten Flüge. Hierbei seid ihr ein Rettungshubschrauber, der Einsätze fliegt. Hier wird eure Fähigkeit geprüft, viele Parameter gleichzeitig einzuhalten, zu funken, orientieren, Zeit- und Treibstoffberechnungen durchzuführen und nebenbei noch evtl. auftretende Notlagen abzuarbeiten. Ihr seht, da kommt eine ganze Menge zusammen. Deshalb: Wer in einem Simulator schonmal ein Gefühl fürs fliegen "gelernt" hat, kann sich hier auf die anderen Dinge konzentrieren.
Achtet genau darauf, welche Aufgaben vielleicht auch über Funk kommen und merkt sie euch, wenn ihr nachfragen müsst macht sich das nicht gerade gut. Werft auch alle paar Sekunden einen schnellen Blick auf den Master-Alarm (Rotes Feld in der Mitte des Cockpits, das Aufleuchtet, wenn eine Luftnotlage, bzw. ein technischer Defekt vorhanden ist). Wenn dieser einige Sekunden leuchtet, ohne das ihr reagiert, beginnt ein Signalton. Wenn ihr den hört wisst ihr, dass er schon einige Sekunden leuchtet, was ihr unbedingt vermeiden solltet.
Manchmal müsst ihr auch aus der Luft etwas beschreiben, bevor ihr landet. Wenn das gefordert wird, merkt euch das. Bei der Mehrfachbelastung im Cockpit vergisst man sowas schnell wieder.
Am Nachmittag geht es dann zusammen ins Hubschraubermuseum. Dort bekommt ihr eine Führung von jemanden, der weiß wovon er spricht! Sehr interessant und lehrreich. Außerdem bekommt man die Möglichkeit, mal in einer UH1D oder Tiger zu sitzen, was den meisten Fußgängern nicht vergönnt ist ;)
Danach wie immer: Selbststudium.
Vierter und letzter Tag:
Morgens bis um 7:30 Uhr ist Stubenabgabe, also Bettwäsche wegbringen, Stube ordentlich und gelüftet übergeben.
Danach folgt der letzte schriftliche Test, der alles abfragt, Dinge aus den Lernunterlagen und dem Handbuch.
Danach geht zur letzten SAR Mission. Die läuft an sich wie die erste, aber mit anderen Einsätzen.
Und jetzt der vielleicht wichtigste Tipp:
Achtet darauf, dass ihr die Fehler vom Vortag nicht wiederholt und keine neuen macht!!!
Die Prüfer wollen sehen, dass ihr die Kritik vom Debriefing umsetzten könnt und nicht einfach weiter macht. Auch wenn man im letzten Flug total nervös ist, versucht, euch nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.
Ein Debriefing gibt es zum letzten Flug nicht.
Es folgt ein Gespräch mit einem Psychologen, bzw. Psychologin und einem Prüfer. Dabei wird noch einmal kurz auf euren Lebenslauf eingegangen, evtl. Motivation aber auch Fragen wie: Fahren Sie gerne schnell? oder Wie viele Punkte haben Sie in Flensburg?. Auch Stärken und Schwächen werden gefragt.
Die beiden wollen einen Eindruck von euch bekommen. Das Gespräch ist im Ganzen also relativ locker.
Nach der Mittagspause folgt dann das Abschlussgespräch mit Ergebniseröffnung.
Damit ist das Auswahlverfahren beendet. Wenn ihr bestanden habt, dürft ihr in den kommenden Tagen Kontakt zu eurem Einplaner aus Köln aufnehmen, mit dem ihr dann die nächsten Schritte plant.
Fazit:
Ihr wollt Pilot bei der Bundeswehr werden und weder der Weg dahin noch die Ausbildung sind ein Zuckerschlecken. Das Auswahlverfahren wurde meiner Meinung nach durch den reduzierten Lernstoff zwar etwas entspannter, aber es hat gereicht, um die Hälfte von uns durchfallen zu lassen! Nehmt es nicht auf die leichte Schulter wenn ihr diesen Job wirklich wollt.
Arbeitet bei den Flügen konzentriert. Lernt im Voraus so viel und so genau wie möglich, das erspart euch das nachdenken im Simulator.
Einige Punkte, gerade im Bereich der einzelnen Flüge habe ich nicht ganz genau beschrieben. Falls ihr da näheres wissen sollt, in älteren Beiträgen zu diesem Thema sind die gut und ausführlich beschrieben.
da der letzte Erfahrungsbericht jetzt schon etwas älter ist und sich seit dem auch Dinge geändert haben möchte ich meine Erfahrungen hier mit euch teilen.
Vorab:
Ich bin m, 24 und habe meinen FWDL vor bald 8 Jahren bei einem Hubschraubergeschwader gemacht. 2018 habe ich bereits das ganze Verfahren mitgemacht, bin damals aber in Phase 3 rausgeflogen. Also war es jetzt Zeit für einen neuen Versuch.
Ich habe meine Phase 1 im Herbst 2021 und Phase 2 im Winter 2022 gemacht. Phase 3 habe ich dann im Februar 2022 bestanden.
Einige kaufen sich Ratgeber oder sonst was für Phase 3. Meines Erachtens nutzlos. Hier werden Fähigkeiten geprüft, die man sich nicht anlesen kann. Allerdings hilft es enorm, fachlich in der Materie Hubschrauber und dessen Technik fit zu sein (Empfehlung: Kleine Hubschrauberschule (H. Mauch)). Was ich ebenfalls jeden empfehlen kann, haltet Ausschau nach einem Heli-Simulator, in dem ihr üben könnt. Es ist ungemein hilfreich, wenn man gerade bei schwierigen Missionen sich weniger auf das fliegen an sich und mehr auf den Auftrag konzentrieren kann.
Wir waren 5 Bewerber, was zu Corona Zeiten viel ist. Einer musste aus gesundheitlichen Gründen abbrechen. Insgesamt waren wir 4 aktive Soldaten und ich als Zivilist. Durchgekommen bin ich und ein Soldat (wir beide haben Simulatorerfahrung).
Was sich seit letztem Mal nicht geändert hat sind die Flüge. Die sind meines Erachtens gleich geblieben. Ebenso die Referate. Geändert haben sich der Lernstoff und die Bewertung (Ampel-Bewertung).
Vorbereitung:
Man bekommt einige Wochen (2-4 Wochen vor Phase 3) die Lernunterlagen zugesendet. Diese unterscheiden sich von den Lernunterlagen aus meinem ersten Auswahlverfahren 2018. Seit einiger Zeit wurde das Verfahren in Phase 3 umgestellt, was zu einer Änderung beim Lernstoff führt. Ich unterscheide hier zwischen Lernunterlage (das, was man im Voraus zugesendet bekommt) und dem Handbuch (die Lernmappe vor Ort).
Die Lernunterlage umfasst ca. 30 Seiten. Hier werden u.a. das Cockpit beschrieben. Merkt euch, wo welches Steuerorgan sitzt, wie es heißt, was es macht und wie eine Eingabe daran sich auf die anderen Steuerorgane, bzw. den Hubschrauber auswirkt. Merkt euch auch die unscheinbaren Dinge, z.B. wo die Lüftungsauslässe sind, wo ihr die Leselampe findet und wie ihr sie einschalten/ausschalten/dimmen könnt (wichtig in Mission 2-4).
Als nächstes folgen die Instrumente. Hier kann ich nur sagen: ALLES MERKEN! Jedes Detail kann abgefragt werden. Merkt euch also die Reihenfolge, die Namen (deutsch und englisch), Die Einteilung der Striche, wo stehen welche Zahlen, rote Markierungen, max. und min. Werte, einfach alles.
Auf den MFDs (MultiFunktionsDisplays) werden euch verschiedene Dinge angezeigt. Es sind zwei identische MFDs nebeneinander verbaut. Jedes hat 5 Knöpfe links und rechts des Displays, worüber Dinge wie die Uhr, Navigation, Instrumente etc. aufgerufen werden können. Auch hier gilt: alles lernen! Ihr müsst im Schlaf wissen, welcher Knopf euch auf welche Seite führt, was da zu sehen ist und wozu ihr das benötigt (darauf wird bei den Missionen näher eingegangen).
Über den Button Instru (-ments) erscheinen 9 Anzeigen. Auch diese bis ins Details auswendig lernen.
Des Weiteren werden noch Voice Warnings und allgemeine Flugregeln beschrieben und es gibt einen Exkurs zum Thema Platzrunde.
Ankunft:
Unspektakulär, wie bei den ersten beiden Phase werden Zimmerschlüssel und ggf. Essenskarten empfangen. Dann auf Stube und einrichten.
Vor Ort wird außerdem ein Corona-Test gemacht, der am nächsten Morgen vor Beginn des Verfahrens vorgezeigt werden muss.
Erster Tag:
Der erste Tag beginnt mit einem Test über die Dinge, die in den Lernunterlagen stehen. Danach wird ein kurzer Film gezeigt, in dem die erste Mission geflogen wird.
Es folgt eine Vorflugbesprechung die es in sich hat. Hier müssen neben den Instrumenten auch der Missionsablauf für Mission 1&2 und die max. zulässigen Parameter (z.B. max. 100 Knoten) sitzen. Das Gespräch dauert schon mal eine Stunde oder mehr.
Dann wird ein Schlüssel empfangen, welcher zu dem Gruppenraum passt, in dem man sitzt. Es kann also auch abends hier zusammen gelernt werden und man muss sich nicht auf Stube zusammenzwängen. Die Maskenpflicht entfällt im Gruppenraum und im Simulator, ansonsten die üblichen AHA-Regeln.
Jetzt wird auch das Handbuch empfangen. Dieses ist im Vergleich zu früher auf ca. 30 Seiten gekürzt worden. Hier werden die folgenden Missionen beschrieben. Zudem kommen die Notverfahren dran (selben wie früher) und Technik (wie fliegt ein Hubschrauber). Dinge wie Kurzgeschichten, Biografien oder Hubschraubergeschichte sind nicht mehr drin.
Nach einer Cockpiteinweisung wird direkt die erste Mission geflogen.
Mission 1:
Hierbei sollt ihr ein Gefühl für den Hubschrauber bekommen. Ihr fliegt zuerst nur geradeaus und müsst dabei 1000ft +/- 100ft und 100KIAS +/- 10KIAS halten. Dann folgt ein Block, in dem Kurvenflug und Fahrtänderung geübt wird. Bei der Fahrtänderung soll die Höhe von 1000ft +/- 100ft gehalten werden und die Fahrt auf 60 KIAS reduziert werden. Sobald die Parameter anliegen, soll wieder auf 100 KIAS beschleunigt werden. Zuletzt werden Platzrunden geflogen. Hier wird man in der ersten durchgesprochen, um sich nicht zu verfliegen. Schaut euch auf jeden Fall die Karte in den Lernunterlagen genau an und lernt die Grenzen, bis wohin ihr fliegen dürft. Danach werden drei selbstständig geflogen. Danach folgt ein Debriefing, bei dem euch gesagt wird, was NICHT geklappt hat. Erwartet hier kein Lob, es geht um Kritik. Und falls doch Lob kommt, ruht euch nicht darauf aus!!
Jeder Flug wird außerdem mit einer Ampel bewertet, d.h. euer Flug war entweder grün, gelb oder rot. Was genau welche Farbe bedeutet und wie sich das auf die Eignung auswirkt wurde nicht erwähnt.
Im Anschluss folgt noch ein Demo-Film über die Mission 2 am nächsten Tag.
Dann heißt es verpflegen und lernen. Lernt am besten zusammen, so könnt ihr euch gegenseitig fragen, falls jemand was nicht verstanden hat oder Unklarheiten bestehen.
Zudem muss für den Folgetag eine Präsentation zum Thema Platzrunde vorbereitet werden. Den Zeitansatz von 8-10 min solltet ihr unbedingt einhalten!
Zweiter Tag:
Am Vormittag hält jeder seine Referat. Dieses wird nur vor den Prüfern gehalten. Rückfragen kommen i.A. dazu nicht.
Dann wird die Mission 2 geflogen. Dabei sollen im Gelände verschiedene Außenlandepunkte angeflogen werden. Die Mission ist in drei Blöcke unterteilt. Die ersten beiden unterscheiden sich im Anflugverfahren. Hier zeigt ein Pfeil immer zum nächsten Landeplatz. Im letzten Block müssen mit Hilfe des Geländes die Landepunkte gefunden werden. Dazu hat man eine Karte auf das Bein geschnallt, anhand derer man sich orientieren kann (dieselbe Karte findet sich auch in den Lernunterlagen). Hierbei wird eure räumliche Orientierung geprüft.
Im Anschluss folgt das Debriefing mit Ampel-Bewertung und Kritik, was besser gemacht werden muss. Bis ca. 15 Uhr folgt noch ein weiterer schriftlicher Test über den ersten Teil des Handbuchs und die Vorflugbesprechung für SAR1&2 an den beiden kommenden Tagen. Auch ein kurzer Film dazu wird gezeigt. Ansonsten heißt es wie immer in diesen 4 Tagen: wenn man Zeit hat, wird gelernt.
Für den dritten Tag soll außerdem ein weiteres Referat vorbereitet werden (8-10min) zum Thema "Warum fliegt ein Hubschrauber". Merkt euch das genaue Thema und macht nicht wie ich "Wie fliegt ein Hubschrauber" draus ;)
Dritter Tag:
Am Vormittag wird das Referat gehalten. Auch hier: Zeiten einhalten!
Als nächstes folgt der erste SAR Flug. Das sind mit Abstand die spannendsten, aber auch anstrengendsten Flüge. Hierbei seid ihr ein Rettungshubschrauber, der Einsätze fliegt. Hier wird eure Fähigkeit geprüft, viele Parameter gleichzeitig einzuhalten, zu funken, orientieren, Zeit- und Treibstoffberechnungen durchzuführen und nebenbei noch evtl. auftretende Notlagen abzuarbeiten. Ihr seht, da kommt eine ganze Menge zusammen. Deshalb: Wer in einem Simulator schonmal ein Gefühl fürs fliegen "gelernt" hat, kann sich hier auf die anderen Dinge konzentrieren.
Achtet genau darauf, welche Aufgaben vielleicht auch über Funk kommen und merkt sie euch, wenn ihr nachfragen müsst macht sich das nicht gerade gut. Werft auch alle paar Sekunden einen schnellen Blick auf den Master-Alarm (Rotes Feld in der Mitte des Cockpits, das Aufleuchtet, wenn eine Luftnotlage, bzw. ein technischer Defekt vorhanden ist). Wenn dieser einige Sekunden leuchtet, ohne das ihr reagiert, beginnt ein Signalton. Wenn ihr den hört wisst ihr, dass er schon einige Sekunden leuchtet, was ihr unbedingt vermeiden solltet.
Manchmal müsst ihr auch aus der Luft etwas beschreiben, bevor ihr landet. Wenn das gefordert wird, merkt euch das. Bei der Mehrfachbelastung im Cockpit vergisst man sowas schnell wieder.
Am Nachmittag geht es dann zusammen ins Hubschraubermuseum. Dort bekommt ihr eine Führung von jemanden, der weiß wovon er spricht! Sehr interessant und lehrreich. Außerdem bekommt man die Möglichkeit, mal in einer UH1D oder Tiger zu sitzen, was den meisten Fußgängern nicht vergönnt ist ;)
Danach wie immer: Selbststudium.
Vierter und letzter Tag:
Morgens bis um 7:30 Uhr ist Stubenabgabe, also Bettwäsche wegbringen, Stube ordentlich und gelüftet übergeben.
Danach folgt der letzte schriftliche Test, der alles abfragt, Dinge aus den Lernunterlagen und dem Handbuch.
Danach geht zur letzten SAR Mission. Die läuft an sich wie die erste, aber mit anderen Einsätzen.
Und jetzt der vielleicht wichtigste Tipp:
Achtet darauf, dass ihr die Fehler vom Vortag nicht wiederholt und keine neuen macht!!!
Die Prüfer wollen sehen, dass ihr die Kritik vom Debriefing umsetzten könnt und nicht einfach weiter macht. Auch wenn man im letzten Flug total nervös ist, versucht, euch nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.
Ein Debriefing gibt es zum letzten Flug nicht.
Es folgt ein Gespräch mit einem Psychologen, bzw. Psychologin und einem Prüfer. Dabei wird noch einmal kurz auf euren Lebenslauf eingegangen, evtl. Motivation aber auch Fragen wie: Fahren Sie gerne schnell? oder Wie viele Punkte haben Sie in Flensburg?. Auch Stärken und Schwächen werden gefragt.
Die beiden wollen einen Eindruck von euch bekommen. Das Gespräch ist im Ganzen also relativ locker.
Nach der Mittagspause folgt dann das Abschlussgespräch mit Ergebniseröffnung.
Damit ist das Auswahlverfahren beendet. Wenn ihr bestanden habt, dürft ihr in den kommenden Tagen Kontakt zu eurem Einplaner aus Köln aufnehmen, mit dem ihr dann die nächsten Schritte plant.
Fazit:
Ihr wollt Pilot bei der Bundeswehr werden und weder der Weg dahin noch die Ausbildung sind ein Zuckerschlecken. Das Auswahlverfahren wurde meiner Meinung nach durch den reduzierten Lernstoff zwar etwas entspannter, aber es hat gereicht, um die Hälfte von uns durchfallen zu lassen! Nehmt es nicht auf die leichte Schulter wenn ihr diesen Job wirklich wollt.
Arbeitet bei den Flügen konzentriert. Lernt im Voraus so viel und so genau wie möglich, das erspart euch das nachdenken im Simulator.
Einige Punkte, gerade im Bereich der einzelnen Flüge habe ich nicht ganz genau beschrieben. Falls ihr da näheres wissen sollt, in älteren Beiträgen zu diesem Thema sind die gut und ausführlich beschrieben.
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