spider
Sportflieger
Lieber @Jeroen, ich wollte zwar kein Zwiegespräch hier im Forum führen, aber ich möchte Dir hier so viel verraten: Es gibt seit 2012 ein 404-Seiten-Buch "Raketentruppen der NVA-Landstreitkräfte - Geheimhaltungsgrad aufgehoben". Es wurde von 12 Autoren geschrieben, einer davon war ich. Insofern kann ich schon ganz gut - zumindest für die NVA - einschätzen, was wahr ist und was nur Wunschdenken. Insofern sollten meine "Unschärfen" eher der Möglichkeitsform entsprechen anstelle den Tatsachen..@spider darf ich auf eine moglich weitere "Unscharfe" hinweisen?
Die Zerstoerung des Waffensystem OKA wurde noch vom letzten SED Ministerpresident am 14 Dezember 1989 verordent und das geschah dann auch bis Juni 1990. Die GK, Startrampen usw wurden in der DDR zerstoert, die Raketen selbst gingen (wegen Umwelt?) zuruck an die USSR wo sie dort vernichtet wurden.
Kehren wir beide also ins Jahr 1990 zurück. Die III./5.RBr. verfügte Anfang Januar noch über 4 Startrampen für OKA plus 4 entsprechende Transportladefahrzeuge (TLF). Im Januar begann die Zerlegung von 3 Rampen + 3 TLF. Die "Schweriner Volkszeitung" berichtete am 1.2.1990. Am 15.3.1990 fand eine weitere Pressevorführung mit zerlegten Bauteilen statt, aber auch die Vorführung der 4. verbliebenen Startrampe plus des 4. TLF. Beide Fahrzeuge wurde im Juni 1990 in das "Armeemuseum Dresden" überführt. Von dort verschwanden beide Teile am 11.6.1991 bis zum Jahre 1998. Sie waren zwischenzeitlich zur "Leihgabe" für die U.S. Armee in Aberdeen, Maryland geworden.
Nun zu den 24 Raketen 9M714 und den GK: 1. Versuch - NVA sprengt sie. Anfang April 1990 auf dem Truppenübungsplatz Klietz erprobt und abgebrochen.
2. Versuch: der Neue Abrüstungsminister Eppelmann spricht Ende April 1990 in Moskau vor, damit die Sowjets die OKA-Raketen zurücknehmen: Marschall Dmitri. Jasow sagte "JA" und kurz darauf "NJET !"
3. Versuch: Das Vorauskommando der Bundeswehr erhält am 14. September 1990 schriftlich Order aus Bonn, dass es darauf hinwirken solle, dass keine weiteren Entsorgungsversuche mit den OKA-Raketen durchgeführt werden.
4. Tatsache: Die Bundesrepublik übernahm am 3.10.1990 24 Stck. 9M714 + 24 Zwischenzellen + 24 GK. Sie lagen zu diesem Zeitpunkt in Brück. Bei zwei OKA-Raketen erfolgten bis Januar 1991 Versuche im Altbundesgebiet zur Erarbeitung einer Zerlege-Technologie.
5. Tatsache: Der Bundestag wurde im April 1992 von der Bundesregierung "unterrichtet" (Drucksache 12/2442) "Die Demilitarisierung der Raketen (gemeint sind die SS-23 - spider) wurde bereits abgeschlossen; unter Beachtung der strengen Umweltschutzauflagen wird auch der Raketentreibstoff bis voraussichtlich 1993 umweltverträglich entsorgt werden".
6. Tatsache: Ein Zeitungsreporter fotografierte Ende Oktober 1993 die OKAs, die doch angeblich "umweltverträglich entsorgt" wurden.
7. Der Kommandant der Einrichtung, wo die OKAs lagen, wusste gegenüber einem Zeitzeugen zu berichten, dass sich ihre Entsorgung bis Ende 1994 hinzog. Erst 1994 endet also die Geschichte der NVA-OKA-Raketen. Im Militärhistorischen Museum Dresden steht wieder die OKA-Startrampe 9P71, das TLF 9T230 ist zurzeit eine Leihgabe des Museums an den Militärhistorischen Verein Demen.
8. Tatsache: Dir @Jeroen und allen anderen ist sicher klar, dass ich das oben Geschriebene auch mit diversen Dokumenten belegen könnte. Viele davon finden sich aber schon im oben genannten Buch.
Zu meinen Dokumenten gehört auch die Kopie eines OKA-Raketenpasses. Darin ist auf Seite 13 klar und deutlich der 28.8.1985 eingetragen als Tag der Eingangskontrolle für das Erzeugnis mit der Werksnummer 85 13 19.
Gruß
spider