Zur Aufgabenstellung der indischen Marine:
Der Bedarf Indiens richtet sich nach der Aufgabenstellung. Die man folgendem Link entnehmen kann.
Artikel | Truppendienst
der Artikel ist von 2019, drei Jahre nach der Ausmusterung der Viraat, und bestätigt, dass Indien neben der in Bombay / Mumbai stationierten Vikramaditya seinen zweiten aktiven Träger der Ostflotte (Marinekommando Ost, seinerzeit primär im nördlichen Teil des Golfes von Bengalen, der Straße von Malakka sowie im Seegebiet von Sunda aktiv) mit dem seinerzeit neuen Flottenstützpunkt in Visakhapatnam zuordnen wollte. Damit ist das "Zwei Flotten Konzept" mit jeweils einem Träger inhaltlich bestätigt.
Die konkrete Aufgabenstellung des
Marinekommandos Ost ist nicht nur die Kontrolle des Golfes von Bengalen und der Andaman-See zwischen Indien und Malaysia sondern greift - zunehmend - auch auf die SCS über, mit gemeinsamen Manövern nicht nur mit den Anliegerstaaten (ASEAN) sondern bis hin zu japanischen Schiffen.
Das
Marinekommando West fokussiert dagegen auf das Arabische Meer (mit dem Nachbarn Pakistan, dessen Flotte im Konfliktfall in den Häfen eingesperrt oder isoliert werden soll), den Golf von Oman (zur Sicherung der lebensnotwendigen Rohstoffversorgung auch aus dem Iran) und dem Golf von Aden, durch den die Seewege nach Europa laufen.
In der Region hat Indien noch langestützte Basen und als direkten Konkurrenten nur Pakistan
In
beiden Flotten sind Einsatzgebiete vorgesehen, die mit Flugzeugen aus landgestützten Basen schwer bzw. überhaupt nicht mehr erreicht werden können. Indien benötigt also für beide Einsatzgebiete einen seegestützten Luftschirm über der eigenen Flotte. Das kann nur mit eigenen Trägern gewährleistet werden.
Vom
südlichen Teil des Indischen Ozeans - also der kürzesten Route zwischen Südafrika / Atlantik und Australien - habe ich jetzt noch gar nicht gesprochen. Das wäre aber die logische Ausweichstrecke, wenn der Weg über Suezkanal und Golf von Aden versperrt ist. Dazu reicht schon das Auflaufen eines (Container-)Frachters im Kanal oder eben eine heiße Auseinandersetzung an dieser Strecke. Und eine solche "heiße Auseinandersetzung" würde auch die Schifffahrt zwischen Europa und Japan betreffen. Die müsste in einem solchen Fall entweder über den Pazifik geführt werden (mit den Kapazitätsproblemen im Panama-Kanal) oder an Australien vorbei führen. Und dass Indiens Ambitionen nicht am Äquator enden, möchte ich dann doch unterstellen.
Zur Konkurrenz mit China:
Was die chinesische Präsens im Indischen Ozean angeht ...
In beiden Gebieten stößt Indiens Marine auf den
regionalen Rivalen (Grenzkonflikte!) China, das die PLAN regelmäßig bei Einsätzen in den Gewässern zwischen dem Arabischen Meer (Piratenabwehr im Golf von Aden mit einem eigenen Stützpunkt in Dschibuti) und dem Golf von Bengalen vorführt. Diese "Seidenstraße des Meees" hat auch für Chinas globalen Handel essentielle Bedeutung. Ich zitiere aus
Deinem Link vom DLF:
Die Sicherheit chinesischer Öltanker und Containerschiffe entlang dieser für Chinas Wirtschaft lebensnotwendigen Schifffahrtsroute steht im Mittelpunkt der chinesischen Aktivitäten im Indischen Ozean. Zur Absicherung seiner Handelswege hat die Volksrepublik China eine ganze Reihe von Häfen im Indischen Ozean akquiriert, die wie Perlen auf einer Perlenkette in den Gewässern zwischen dem Horn von Afrika und der Straße von Malakka platziert sind.
Ein sich ausweitender Grenzkrieg mit China wird zwangsläufig auch auf See ausgreifen.
Die Einsätze der PLAN vor der afrikanischen Küste sind dann inzwischen auch - wie ich anderswo im Forum schon vor Jahren dargelegt habe - die Übungen zur "blue water Fähigkeit" der PLAN, also der Möglichkeit der PLAN, weit außerhalb der eigenen Küstengewässer "global" tätig zu werden. Dabei werden auch die Schiffe eingesetzt, die für diesen "Übersee-Einsatz" vorgesehen sind.
Für Neubauten der PLAN scheint die Teilnahme an einer solchen "Anti-Piraten-Mission" zugleich der Endpunkt der Übernahmeprozeduren zu sein. In dem Zusammenhang habe ich auch schon öfter darauf hingewiesen, dass die beiden "Ski-Jump-Träger" der PLAN - Liaoning (Bord-Nr. 16) und Shandong (Bord-Nr. 17) - bisher noch nie in den indischen Ozean vorgestoßen sind. Deren Fahrbereich erstreckt sich bisher auf die SCS und den Westpazifik etwa bis zur Höhe von Guam. Die beiden Träger bleiben bisher also im Einsatzradius landgestützter Flugzeuge. Das lässt darauf schließen, dass beide Träger im Konfliktfall auch in diesem Areal eingesetzt werden sollen. Das ist auch logisch, weil beide Träger nur bedingt auf landgestützte Unterstützung verzichten können. AEW, Tanker, Transportflugzeuge - alles das ist mangels Katapult nicht an Bord und wird nur mühsam und rudimentär durch die eigenen Fighter (J-15) ersetzt. Erst mit der Fujian (Träger 003, Bord-Nummer 18 zu erwarten, möglicherweise auch 20) kann wohl dieses Manko ausgeglichen werden. So dass ich erst die Fujian im Indischen Ozean erwarte.
Es wird spannend zu sehen, welchem Heimathafen die Fujian dann zugewiesen wird. Ich erwarte den Stützpunkt auf Sanya, weil die Fujian von dort sowohl unmittelbar in den Westpazifik wie auch in den indischen Ozean auslaufen und damit beide Regionen "bedienen" kann.
Konsequenzen:
Auch Indiens Flugzeugträger müssen aus dem Einsatzradius von landgestützten Flugzeugen heraus, wenn sie die oben genannte Aufgabenstellung vollständig erfüllen wollen.
Das Marinekommando Ost gerät spätestens in der SCS in den Einsatzbereich auch landgestützter chinesischer Flugzeuge. Gleiches ist für das Marinekommando West schon im Arabischen Meer, im Golf von Oman (von Pakistan aus) und auch im Golf von Aden zu erwarten.
Indien benötigt also auch "katapultfähige Flugzeugträger", wenn es seinen Anspruch als "Platzhirsch im Indischen Ozean" aufrecht erhalten will.
Indien war - was diese Einsatzfähigkeit von Trägern betrifft - schon mit seinem ersten Flugzeugträger (Vikrant mit Katapult) weiter als es jetzt ist.
Der von
gk juergen genannte
nächste indische Träger soll wohl auch Katapult erhalten. Der Bau der Nimitz-Klasse wie auch der chinesischen Fujian hat von der Kiellegung (erster Stahlschnitt) bis zur Indienststellung einen Zeitrahmen von etwa 7 Jahren eingenommen. Und damit komme ich zurück zu meiner Prognose in
#264.
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