Die Wiedereingliederung des Südens war zwar verglichen mit anderen Bürgerkriegsstaaten insgesamt gelungen. Sie zog aber einige "Kollateralschäden" nach sich - aus heutiger Sicht (und bezogen aufs Threadthema) wohl vor allem den, dass man im Süden das Narrativ nach der "reconstruction" weitgehend den ehemaligen Konföderierten überlassen hatte. Das gipfelt heute in der durchaus weitverbreiteten These, dass der Süden ja eigentlich nur um seine "state's rights" gekämpft hätte und vom Norden unterdrückt worden wäre, was in der ernsthaften historischen Forschung längst widerlegt ist. Wer längere Zeit in den Südstaaten der USA verbracht hat und engere Kontakte zur dortigen Bevölkerung hatte, wird das womöglich auch kennen.
Wie immer ist die Realität also grauer, als so mancher Schwarz-Weiß-Maler sie darstellt. Es ist schlicht ein historisch zwar herleitbares, nichtsdestotrotz im heute wesentlich heterogeneren Amerika schwer vermittelbares Paradox, dass hier Stützpunkte des US-Militärs nach Leuten benannt sind, die so ungefähr gegen alles standen, was die USA nominell ausmacht - und die nichts zuletzt gegen jenes US-Militär gekämpft haben.
Ich bin jetzt weiß Gott kein Anhänger davon, jede Geschichte neu schreiben und alles mit einer zeitgenössischen Brille betrachten zu wollen, ohne den Kontext der Zeit in Betracht zu ziehen. Aber für amerikanische Verhältnisse ist das in etwa vergleichbar damit, dass noch bis in die 90er einige Kasernen der Bundeswehr, insbesondere der Gebirgsjäger nach Kriegsverbrechern und Hardcore-Nazis benannt waren. Da war Mölders weitaus weniger umstritten.