Stellt sich mir die Frage ob ID zB gegen die Hisbollah hilft.
Die haben ja durchaus andere Mittel zur Verfügung.
Ja, die Frage stellt man sich sicher auch in Beirut und in Jerusalem!
Wenn wir den Libanon-Krieg von 2006 nehmen, ergibt sich nur ein ungefähres Bild: Der Krieg dauerte etwa acht Wochen, also rund 60 Tage. 4.300 Raketentreffer gab es, also ca. 70 am Tag; zu Beginn waren es 100, auf dem Höhepunkt 200 Raketentreffer in Israel - also in etwa die Menge, die die Hamas auch abfeuerte. Vielleicht ein wenig mehr. - Das ist eine Menge, die Iron Dome noch nicht vor Schwierigkeiten stellte.
Die weitreichenden Raketen konnte die israelische Luftwaffe vernichten, in einer Nacht waren´s sogar mal dreißig.
Von diesen 4.300 Raketen waren aber 95 Prozent Katjuschas mit einer Reichweite von 30 km, die übrigen waren iranische Fajr-3 und Raad-1 (eigentlich eine Panzerabwehrwaffe).
Ein wichtiges Ergebnis des Krieges war allerdings der Rückzug der Hisbollah hinter den Litani-Fluss. Das sind auch gut 30 km bis Israel, und fast alle größeren Orte liegen weiter weg (bis auf Kirjat Shmona nahe der syrischen Grenze). Dieser Rückzug wird allgemein kaum beachtet; aber wenn man bedenkt, dass bis 2006 ein großer Teil der Hisbollah-Stellungen vor dem Fluss lag, merkt man, dass die Hisbollah Boden verloren hat - im wahrsten Sinne des Wortes.
Das heißt, ein großer Teil der Raketen erreicht Israel möglicherweise gar nicht mehr.
Nun kann sich zwar seit 2006 vieles geändert haben, die Zahl weiterreichender Raketen hat sich sicher erhöht. De facto ist aber ein großer Teil des Hisbollah-Arsenals weniger wert als 2006 - eben wegen der gestiegenen Entfernungen. Und auch der Transport bzw. Nachschub in die entmilitarisierte Zone ist zeit- und personalintensiv; in Kriegszeiten schwerer zu machen als in einem Konflikt, auf den die Hisbollah sich jahrelang vorbereitet hatte.
Schauen wir einfach auf eine Karte mit den 2006 angegriffenen Zielen im Libanon:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8a/Locations_bombed_Aug13_no_fact_box.jpg
Ich schätze, zwischen 80 und 90 Prozent der Ziele lagen im Süden - also im heute - offiziell - demilitarisierten Gebiet. Von dort aus konnte die Hisbollah auch mit Grads und RAADs wirkungsvoll angreifen - hinterm Litani geht das nicht mehr ...
Vielleicht ist das auch einer der Gründe, weshalb man 2008-09 und jetzt 2012 still hielt, als Israel in Kriegen mit der Hamas lag? Weil man, jenseits aller Propaganda, einfach nicht genug weitreichende Raketen hat? Andere Gründe wie die Gegnerschaft von Hamas und Hisbollah (etwa im Falle Syriens sogar eine Feindschaft!) mögen hinzukommen.
Eine Bewertung von "Iron Dome" wird sicher die veräönderte strategische Lage für die Hosbollah berücksichtigern müssen. bis 2006 war sie im Vorteil. Heute - wer weiß?
Gruß Jan