Nun aber zur J-8II, die erst später in J-8B umbenannt wurde.
Programm:
Der Ursprung der J-8II liegt interessanterweise gar nicht in der Suche nach einer verbesserten Jägerversion, sondern im Programm zur Entwicklung eines neuen Jagdbombers für Luftwaffe und Marineflieger. Zu dieser Ausschreibung wurden 1976 alle chinesischen Luftfahrt-Firmen und Institute aufgefordert, Entwürfe abzugeben: auf dieses ‘Request for Proposal’ antworteten die Nanchang Aircraft Manufacturing Factory mit ihrer Q-6 (auch ein eigenes Thema wert !), die Xian Aircraft Manufacturing Factory mit Konzepten, die später zur JH-7 führten und die Shengyang Aircraft Manufacturing Factory mit einer Version der J-8. Leider ist über diesen Vorschlag nur wenig bekannt, außer, dass angeblich die nun bekannten Änderungen am Bug und den Lufteinläufen mit einem neuen Tragflächendesign kombiniert werden sollten …. Einige Quellen sprechen in diesem Zusammenhang von einem „Cumber wing" !!! Weiß einer, was das sein könnte !??! :?! Der Entwurf versprach aber gegenüber den beiden Konkurrenten die geringsten Erfolgsaussichten und wurde abgelehnt und von Shenyang später für die J-8II wieder aufgegriffen, nachdem die PLAAF dazu im September 1980 eine Ausschreibung formulierte.
Nun ja, man könnte sagen, dass aufgrund des “großen” Erfolges der J-8 Shenyang ermutigt war, nach Höherem zu streben. …. Man könnte aber auch sagen, dass die Anforderungen der Luftwaffe in keinster Weise erfüllt wurden, Chengdu es parallel mit seiner J-9 bis dato auch nicht weiter gebracht hatte und nun Shenyang es versuchen musste, mit den angesprochenen Änderungsvorschlägen, doch noch ein halbwegs taugliches Jagdflugzeug abzuliefern.
Dazu wurde wie bereits erwähnt frühe Überlegungen zum JH-8 Programm wieder aufgegriffen, aber auch Erkenntnisse aus der Analyse von MiG-23 Maschinen mit einfließen gelassen, die China angeblich aus Ägypten erhalten hat. Dazu wurde der Vorderrumpf radikal neu konstruiert, um ein großes Radar aufzunehmen und der frontale Lufteinlauf durch zwei seitliche Lufteinlässe ähnlich denen der MiG-23 ersetzt. Der neue Jäger wurde daraufhin von der PLAAF J-8II bezeichnet und hatte seinen Erstflug am 12. Juni 1984. In der Öffentlichkeit vorgestellt wurde der Typ aber erst 1986. Die Serienproduktion begann angeblich bereits 1988, wobei die J-8B erst 1992 als einsatzfähig eingestuft wurde und etwas mehr als 240 Maschinen gefertigt wurden.
Trotz dieser deutlichen Leistungssteigerungen, muss man sagen, dass sowohl die J-8I, wie auch die J-8II nur als mäßig erfolgreiche bzw. leistungsstarke Jagdflugzeuge anzusehen sind, die sowohl durch eine stark problembeladene, sehr lange Entwicklungszeit, ein inzwischen veraltetes aerodynamisches Konzept und völlig überholte Avionik gekennzeichnet sind … bzw. waren !
Nur wenige der ersten Serie J-8 bzw. J-8I wurden überhaupt gefertigt und von der Luftwaffe übernommen, was wohl eher an politischem Prestige, als an Leistung liegt. Als erster vollkommen alleine in China entwickelter Jäger stellt die J-8B dagegen schon einen großen Schritt der chinesischen Industrie dar, mit der zum Teil jedenfalls ein neues Kapitel abseits der reinen Kopier- und Lizenzfertigung begonnen wurde. Mit der J-8B erhielt die PLAAF zumindest ein Jagdflugzeug, dass die Leistungen anderer Jäger der 3. Generation, wie die F-4 Phantom II, Mig-23 oder Mirage III erreichte … wenn auch nur eine Generation zu spät ! Verglichen aber mit den bestehen Jägern der Serie J-6 und J-7 stellt sie einen enormen Leistungssprung dar. Verglichen mit zeitgenössischen Jägern in West und Ost jedoch wie F-15, F-16, F/A-18, Su-27, MiG-29 oder Mirage 2000 kann sie keinesfalls mithalten.
Der hierzu vielleicht gravierendste Nachteil der J-8B gegenüber ihren “Konkurrenten” ist das Fehlen jeglicher ‘beyond-vision-range’ (BVR) Luftkampffähigkeit. Mit ihrer auf 60km beschränkten Suchreichweite des “Type 208” monopulse fire-control radar der ersten J-8B Version konnten nur Kurzstrecken IR-AAMs für den Nahkampf eingesetzt werden. Zudem ist die J-8B alleine hinsichtlich ihres aerodynamischen Konzeptes und der veralteten WP-13 Turbojet Triebwerke gegenüber modernen Typen im Nachteil. Aus diesem Grund entschied sich Shenyang bereits direkt nach der Einführung, die J-8B mit amerikanischer Hilfe im Rahmen des “Peace Pearl” Programms 1987 zu modernisieren und weiter zu entwickeln. Dazu war geplant, das AN/APG-66 der F-16 mit anderen modernen Avionik-Systemen in die J-8 einzubauen. Weitergehende Studien brachten sogar das General Electric F404 als Nachfolger der veralteten WP-13 ins Gespräch. „Leider“ wurde aus diesen Plänen nichts, nachdem die USA ‘Peace Pearl’ nach der Niederschlagung der Studentenproteste 1989 kündigten. Angeblich gab es Versuche der amerikanischen Regierung, dies nach dem Golfkrieg wieder rückgängig zu machen, doch wurde auch hieraus nichts, da China inzwischen andere Lösungen gefunden hatte.
Erste Ansätze dazu war die Entwicklungsarbeit des 611 Institute and SAC mit der verbesserten Version J-8II Batch-02 (oft wird diese erst als J-8B bezeichnet … liegt aber vielleicht auch an der zeitlich zusammenfallenden Umstellung des Nummerierungssystems), die ab 1992 in Serie gefertigt bzw. aus alten Maschinen modifiziert wurde. Zeitgleich hatte man in Shenyang zudem eine feste – aber abmontierbare – Luftbetankungssonde entwickelt, die in der J-8D zum ersten Mal zum Einsatz kam. Die J-8D hatte ihren Erstflug am 21 November 1990, wobei Maschinen ohne Sonde oft als J-8B Block-2 bezeichnet warden und Maschinen mit Sonde als J-8D. Ausrüstungstechnisch scheinen beide aber identisch. Erste Einsätze mit zur Luftbetankung umgebauten H-6 Bombern erfolgten aber erst 1993.