Zitat aus: "Jagdgeschwader 301/302 <<Wilde Sau>>" von Willi Reschke
ISBN3-613-01898-5 Motorbuchverlag
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14. April 1945
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So sah man in den späten Nachmittagsstunden des 14. April 1945, wie zwei dieser Maschinen Tiefangriffe auf die Bahnlinie von Ludwigslust nach Schwerin flogen, die nur wenige Kilometer entfernt vom Platz vorbeiführte. Daraufhin starteten sofort drei Ta 152 mit Oberstleutnant Auffhammer, Oberfeldwebel Sattler und Oberfeldwebel Reschke am Knüppel.
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Beim Anflug ergab sich, daß mein Gegner gerade aus dem Tiefangriff nach oben zog und aus einer Linkskurve heraus von mir angegriffen wurde.
Beiden Piloten war klar, daß hier eine Entscheidung fallen mußte, und deswegen wurden von vornherein von beiden alle fliegerischen und taktischen Mittel genutzt, um einen Vorteil für sich herauszuholen. Beide durften sich in dieser Höhe keine fliegerischen Fehler leisten, und zum ersten Mal sollte mir bewußt werden, was die Ta 152 zu leisten vermochte.
Im engen Kurvenkampf, der in der Folge nie mehr als 50 reichte, kam ich immer näher an die Tempest heran, und zu keiner Zeit hatte ich das Gefühl, daß meine Maschine an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angelangt war. Um einen tödlichen Garbe meiner Waffen zu entkommen, mußte der Tempestpilot ganz natürlich zu gewagteren Flugmanövern greifen, und da ich mit meiner Ta 152 immer näher an die Tempest herankam, war zu erkennen, daß sie zur anderen Flächenseite zu kippen drohte: ein Beweis, daß die Tempest nicht enger kurven konnte. Der erste Feuerstoß aus meinen Waffen traf die Tempest im hinteren Teil des Rumpfes und im Leitwerk. Wahrscheinlich als Reaktion darauf wechselte der Tempest-Pilot danach in eine Rechtskurve, was mir noch mehr Vorteile brachte. Es gab nun für die Tempest kein Entrinnen mehr, und ich drückte erneut auf die Waffenknöpfe - meine Waffen aber schwiegen, und auch ein erneutes Durchladen nutzte nichts: kein Schuss löste sich. Ich weiß heute nicht mehr, wen und was ich alles verflucht habe. Zum Glück wußte der Tempestpilot nichts von meinem Pech, denn eine Kostprobe hatte er ja schon erhalten. Er kurvte verbissen weiter, und ich hielt meine Ta 152 immer so, daß er die Bauchseite meiner Maschine schon im Blickfeld hatte. So kam denn der Moment, da die Strömung bei der Tempest abriß: über die linke Fläche stürzte sie in den Wald. Es war ein Luftkampf, der als einmalig zu bezeichnen war, weil er in einer Höhe ausgetragen wurde, die oft nur 10m über Baumkronen und Dächern lag. Dabei hatte ich nie das Gefühl, daß die Ta 152 an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit gelangte, sondern sie reagierteauf die kleinste Ruderbewegung - und dies praktisch in Bodennähe.
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Wie sich herausstellte, war es ein Pilot aus Neuseeland: Warrant Officer O.J. Mitchell von der 486. Squadron der Royal Air Force.
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