Norwegen hat seinen Long Term Defence Plan 2020 vorgestellt.
Zum fliegenden Bereich:
Was schon bekannt war: "The implementation of the F35 Lightning II continues. P8 Poseidon maritime patrol aircraft will replace the fleet of P-3 Orion."
Was neu ist: "The Bell 412 transport helicopters will be replaced by a new capacity that is better suited for the Special Forces."
Es ist ohnehin interessant, dass Norwegen, mit seiner durchaus anspruchsvollen Topographie, nur 18 Bell 412 als Mehrzweckhubschrauber betreibt.
Ebenfalls mit Blick auf die Topographie würde es nicht verwundern, wenn deutlich größere Maschinen (v.a. mit mehr Reichweite) angeschafft werden. Passend zur bestehenden Flotte würde mir da zuerst ein AW101 in den Sinn kommen - wenn denn die ersten Erfahrungen mit den neuen SAR-Maschinen entpsrechend positiv ausfallen.
Die norwegischen Hubschrauber-Planungen haben sich geändert, so ganz schlau werde ich aber nicht daraus.
Neue Hubschrauber für die Spezialkräfte werden erst mit der nächsten Langzeit-Planung im nächsten Jahr wieder angegangen. Eine Neubeschaffung mit Lieferung ab 2026 ist vorerst vom Tisch.
Deswegen werden von den 18 vorhandenen Bell 412 (gebaut 1987-1989) 9 Stück für 92 Mio US-Dollar modernisiert.
Die ersten Maschinen sollen 2025 einsatzbereit sein und eine Lebensdauer von "mindestens 15 Jahren" haben.
Das heißt Einsatzende irgendwann zwischen 2038 und 2041 (bezogen auf das ursprüngliche Ende 2026).
Das Interessante ist auch der
Umzug der 9 Maschinen von Rygge (im Süden) nach Bardufoss (im Norden), wo sonst die Marinehubschrauber (NH90) stationiert sind. Dort soll eine neue Staffel mit eigenen Wartungskapazitäten aufgebaut werden.
[Der erste Workshop soll schon 2023 an den Start gehen, die Kapazität für zwei Hubschraber parallel soll 2024 stehen. Lichtgeschwindigkeit für deutsche Verhältnisse...]
Die Frage bleibt: Wie geht es weiter und was kommt dann nach Rygge in den Süden? Bleiben die nicht-modernisierten Maschinen dort bis 2026 und laufen ersatzlos aus? Werden sie später modernisiert? Gibt es Ersatz oder Ergänzung?
Die zentralen Aussagen von General Kristoffersen:
Prioritäten bei der Beschaffung: 1. ASW, 2. Spezialeinheiteneinsätze, 3. Transport
„Das bedeutet, dass bei der künftigen Beschaffung von U-Boot-Abwehrhubschraubern, Spezialhubschraubern und Transporthubschraubern der Schwerpunkt auf kosteneffizienter Ausbildung, Beschaffung und Betrieb liegen muss.“
„Wenn die finanzielle Situation zwei Hubschraubervarianten nicht zulässt, sollten die Streitkräfte einen Hubschraubertyp beschaffen, der sowohl den Bedürfnissen der Spezialkräfte als auch anderer Parteien gerecht wird“
Sowohl
flightglobal als auch
scramble sehen bei einer Vereinheitlichung die Chancen am ehesten bei der Blackhawk-Familie.
Dabei wird es absehbar ohnehin keine Einflotten-Lösung (neben der 412) in Norwegen geben, sondern einen parallelen Betrieb von MH-60R und AW101. (Die AW101 gehören zwar dem Ministerium für Justiz und Öffentliche Sicherheit, werden aber von der Luftwaffe betrieben.)
Meine These:
Es gibt weitere MH-60R als ASW-Hubschrauber und zusätzliche AW101 als Spezialkräftehubschrauber/Transporthubschrauber, wenn das Geld reicht.
Denn sonst hätten die Bell 412 auch im Süden bleiben können und es wären kurzfristig UH-60M (o.ä.) beschafft worden, die zu einem zentralen Blackhawk-Standort nach Bardufoss gehen.
(Auf der anderen Seite scheint es einen zeitkritischen Bedarf nach Hubschraubern im Norden zu geben. Das geht am ehesten mit 412ern aus dem Bestand.)
Was gibt es sonst noch anzumerken?
1. Es gilt zu schauen, inwieweit sich das norwegische Upgrade-Programm an das (relativ umfangreiche)
kanadische für die CH-146 anlehnt. Da die Entwicklung von Kanada schon bezahlt ist, könnte Bell ein preisgünstiges Angebot an Norwegen gemacht haben.
2. Das geplante Lebensdauer-Ende der 412er liegt jetzt passend zur Verfügbarkeit von FLRAA-Serienmaschinen (Bell V-280 Valor). Just saying.
3. Wenn man ungeplant seine komplette Marine-Hubschrauberflotte nachbeschaffen muss, bleibt finanziell wenig Spielraum für anderes...