Klarstellung
Wenn man im dritte Lebensabschnitt an den Punkt kommt sich zu reduzieren, stößt man beim Aufräumen auch auf Kisten aus vergangenen Tagen .So fiel mir ein Karton in die Hände mit der Aufschrift EMINENCE . Darin Unterlagen über das Waffensystem ROLAND in Argentinien. Natürlich mit Schwerpunkt auf Falkland und so kam dann schnell die Frage auf, was aus diesem und jenem Wegegefährten aus damaliger Zeit geworden ist. Naheliegend dies im Internet zu recherchieren und dabei bin ich hier auf einen Eintrag gestoßen, der mir fast die Brille von der Nase gehauen hat.
Da wird doch tatsächlich behauptet, dass ein Tec Rep die Waffenanlage ROLAND im Kampfeinsatz bedient hat. Unglaublich solche Anschuldigung, der hier aufs schärfste widersprechen wird.
Zur Klarstellung hier der Versuch mit einem möglichst einfachen „Fakten Checks“ und Beispielen den komplexen Sachverhalte richtig zu stellen. Grundsätzliche war es damals schon so, und ist es auch heute noch, das „Großgerät“ während der Garantiezeit von geschultem Personal bei Kunden begleitet wird. Grund: Man kann die Nutzer schulen wie man will, wenn man sich abwendet wird trotzdem mal Probiert was passiert wenn……. ich trotzdem mal dieses und jenes ausprobiere. (Ich kenne keinen Konstrukteur der ein idiotensicheres System konstruieren kann). Um diese (für die Hersteller) teuren „Garantie Fehler“ möglichst zu vermeiden, stellt man dem Kunden sogenannte „Tech. Berater „ zur Seite.
Wenn jetzt ein Land wie Argentinien viel Neugerät einführt, sind auch viel Technical Representative (TecRep) im Land. Auf deren Situation soll hier eingegangen werden. Im Fall Roland Heer Argentinien (LW kam später) waren wir damals zu 3 TecReps . Meine beiden Kollegen aus Frankreich wurden bei der ersten Nachricht der Falklandbesetzung sofort nach Buenos Aires in Hotels „einkaserniert“ und mir wurde Urlaub genehmigt, den ich im Süden des Landes verbrachte. Dort war ich der Einzige Zivilist der tech. Roland Kenntnisse hatte. Natürlich gab es dort viele „Ausländer“ die in „camouflage Kleidung ohne Hoheitsabzeichen auf dem Oberarm“ rumliefen und man versuchte in der Not sich gegenseitig zu helfen.( mit Informationen, Werkzeugen , Kenntnissen und Ersatzteilen. ) Nicht immer einfach, wenn der eine Texas Englisch redet , der andere Englisch mit Hebräischem Einschlag und ein Dritter mit eine „Grüzi „ fragt ob einer einen Transistor von Typ sowieso hat. Allen gemeinsam ist die Problematik, dass wir keine Kombattanten Status haben. Es gibt aber das stillschweigende Abkommen, das wir den Kunden soweit unterstützen wie wir es verantworten können. Aber auf keinen Fall wird die Geräte im Kampfeinsatz bedient. Das unterscheidet TecReps von Söldner.
Natürlich war des auf der anderen Seite der Konflikt Parteien auch so. Auch dort schraubten Firmen Personal die Harrier zusammen die auf Begleitschiffen mit (nach)- geführt wurden. Nur dort war der Kunde Profi und mit seinem Gerät vertraut .
Auf Argentinischer Seite war das Problem um zig Faktoren grösser. Die Führung war wohl der Meinung, dass man allein mit dem blosen Zukauf von vielem neuem Rüstung Material direkt auch schon eine große militärische Überlegenheit hat. Leider hat man aber vergessen, dass weder das Personal schon ausreichend mit dem modernen Gerät vertraut war, noch die Führung das Gerät richtig einzusetzen vermochte.
Storry: Wie sagte der leitenden Militär auf der Insel, nach dem ihm gemeldet wurde das der Roland einsatzbereit sei: „…ja dann gehen sie mal in den Hang oberhalb der Stadt in Stellung , da wo die großen Antennen stehen, und nahmen sie die schussbahn (was immer das auch ist) von 12,5 Grad…
Auf die Erklärung : Der Roland ist ein Raketen System und 360 Grad abdeckt und sollte taktischer weise eine Bergstellung einnehmen um mit seinen Radar Geräten einen optimalen Fla Himmel bilden zu können, meine er ganz lapidar. …..dann sucht euch doch eine Stellung….. soweit der General mit dem deutschen Nachnahmen (und Ausbildung an Krupp Kanonen …welches Jahrhundert???)
Diese Unzulänglichkeiten des Kunden betraf alle Ebenen der Neu-Geräte ,deren Ersatzteile, Material Erhaltungsgerät ,Zubehör ,Dokumentation und vieles mehr z.B. noch in Frankreich lagen. Dem Kunden ging wahrscheinlich durch die vielen Zukäufe das Bargeld aus und deshalb lag wichtiges Zubehör im Hafen festlag (Kein FOB). Diese mangelnde Einsatzbereitschaft äußert sich dann auf „Nicht Wissen“ von Truppen Offizier wenn es zum Beispiel heist : …Das Gerät ist laut Vertrag „Luftverlegbar“ , also will ich es in der Herkules haben und rüber fliegen!!!Zeigen sie mir wie das geht! Antwort, dass die dazu benötigte Hilfsmittel aber noch in EUROPA fest liegt , interessiert vor Ort niemanden.
Fakt war damals das die meisten Systeme weder taktisch noch logistisch einsatzbereit waren, sondern alles nur mit Knowhow der TecReps irgendwie „hin Improvisiert“ wurde. (wer sollte es auch sonst machen) Damit war schnell klar , dass man nur mit viel Herzblut und Tapferkeit hier nicht gewinnen kann. Also ging es von Anfang an um Schadensbegrenzung. Zum Beispiel wurden der Roland auf Falkland eingesetzt zur Verteidigung des Flugplatzes auf Port Stanley als alleiniges Schutzobjekt . Dazu auch noch als „Einzel-Kämpfer“ ohne Netzanbindung an ein vorhandenes Luftraum Überwachungs Radar. (Dazu fehlten neben ein paar rollen Fernmelde Draht vor allen Dingen die Einsicht der Wichtigkeit). Auch machten andere Umstände die Rolle des Objekt Schutzes sehr schwierig. So die Behinderung durch eigene Rohrwaffen. Feuerdisziplin gab es keine und so werden sofort bei Auftauchen eines Flugzeuges aus allen Rohrwaffen gefeuert und die (arme Roland Raketen musste durch diesen eigenen Kugelhagel hindurch). Menschlich kann man das verstehen. Das Knallen befreit und hilft den Adrenalin Spiegel zu senken, aber taktisch gesehen hat „Feuer Disziplin“ auch ihre Existenz Berechtigung!!!
Dass die ROLAND Besatzung es trotzdem schaffte den Flughafen bis zum Tag der Kapitulation „offen“ zu halten, hat schon seine eigene große Aussage Kraft. Dabei ging es in erster Linie um das Ausfliegen der Verwundete und um die ohnehin eingeschränkte Kampfmoral der arg. Truppe. Wohl die meisten „gemeinen Soldaten“ (ca 6000 im Bereich Port Stanley haben die halsbrecherischen Flüge der Herkules Piloten (für mich die wahren Helden des ungleichen Kampfes) miterlebt und daraus Hoffnung geschöpft! Aber darüber könnte man ein eigenes Buch schreiben!
Gesamt Lage: Hier schlecht ausgebildete und z.T. schlecht geführte Wehrpflichtigen ohne logistische Versorgung im arktischen Winter und auf der anderen Seite ein Profi Armee mit Versorgung im Überfluss)
Auf die 8 Flugkörper Schüsse will ich hier nicht eingehen, da diese von der ROLAND Vertriebs-Firma hinlänglich publiziert wurden.
Fazit: Hier im Thread sind einige gute Aussagen getroffen worden die ich aus meiner kleinen Sicht „vor Ort“ bestätigen/ergänzen kann, aber die Aussagen von sogenannten „Möchte gerne TecRep“ weise ich aus schärfste zurück. Weder war er vor Ort, noch war ein TecRep im Kampf in der Waffenanlage, noch stimmen die Ortsangaben usw. Heute nennt man sowas wohl „Fake News“ und geben diese habe ist was. Wenn man das Bild „Falkland 1982“ nach 40 Jahren nachzeichnen will, dann solle man bei den Fakten bleiben , denn nur so kann man das Leid der Soldaten , auf beiden Seiten, verstehen.
Danke