Javelin Barracks heute
Bei diesem dunstigen, feucht-heißen Wetter heute hab’ ich mal ne Runde mit dem Rad in den Grenzwald gedreht und ein wenig wehmütig die ‚Javelin Barracks’ umrundet. Sofort sieht man die Zeichen, die der neue Hausherr kurz nach der Übernahme des Flugplatzes gesetzt hat: Die Armee hat den alten Maschenzaun mit seinen eckigen Naturbetonpfeilern rund um den Platz herum ersetzt, und zwar durch einen schwarz lackierten, fast 3 m hohen Zinkgitterzaun mit Stacheldrahtrolle obenauf. Auch ohne die gelben Hinweisschilder „Hundepatrouille“ sähe die neue Umzäunung wesentlich bedrohlicher aus als die Alte – obwohl zu RAF-Zeiten im Gegensatz zu heute noch richtig schweres Kriegsgerät und sogar Atombomben auf dem Gelände lagerten. Jedenfalls lässt es sich vom Rad aus recht bequem durch den neuen Zaun hindurch spähen.
Friedlich lag der Platz da, wie im Dornröschenschlaf. Von der Ringstraße innerhalb des Zaunes weist im Südosten ein rotes Schild auf die Straße zum ‚gliding club’. Aber auch dort war heute nicht das Geringste los. Wo die alte heidebewachsene Einflugschneise den Platzzaun quert, war die einzige Flugbewegung ein Grünspecht, den ich aufgeschreckt habe. Das freie Grasland neben dem östlichen Bahnende wird gerade mit kleinen Bäumen aufgeforstet, und auf der Landeschwelle am Bahnende sieht man ein paar Betonblöcke wie eine Reihe Legosteine stehen, die auch aus der Anflugperspektive von der Stillegung der Start- und Landebahn künden.
Die östliche Seite des Geländes jenseits der Einflugschneise ist noch zu RAF-Zeiten mit einem hohen Schotterwall gegen Einblicke von außen abgeschirmt worden. Nur die Bahntrasse verläuft nach ihrem Eintritt ins Sperrgebiet noch eine lange Strecke sichtbar, weil direkt hinter dem Zaun entlang. Die Schienen sind noch intakt, werden aber nicht mehr benutzt. Im Nordosten kann man zwischen den einstigen Sheltern der 17. Staffel in das weitläufige, grasbestandene und sorgfältig gemähte Gelände blicken. An den Staffelgebäuden erscheinen trotz starker Verwitterungsspuren noch alle Kabel, Leitungen und Blitzableiter intakt, und auf den Splitterschutzwällen wachsen schon vereinzelt mannshohe Birken.
Weiter nach Westen hinüber, wo der Wohnbereich der Kasernen beginnt und das Gelände hinter einigen Spargelfeldern und Kiefernwald an die Häuser der Ortschaft Elmpt angrenzt, wuchert der Knöterich malerisch über den Gitterzaun. Die Familienunterkünfte am nordnordöstlichen Kasernenrand liegen in schönster Waldrandlage, und durch die Stille der Bäume hindurch erreichten mich Geruch und Geräusch einer Familiengrillparty. Gleich nebenan in einem Winkel zwischen dem Platzzaun und einigen an den Platz heranreichenden Hausgrundstücken von Elmpt steht ein altes, verfallenes Gehöft nebst Scheune mit modernden Fachwerkbalken zwischen den Bäumen. Ein trostloser Anblick in dieser idyllischen Lage, zwischen all dem sommerlichem Grün. Vermutlich ist der Hof wegen seiner Lage hart am Rand des Flugplatzes um 1953 herum aufgegeben worden.
Hinter dem verfallenen Hof führt das Kasernengelände erstmals bis an die Straße (Bundesstraße B 230), die dort bereits die Ortschaft Elmpt verlassen hat. Entlang der Straßenfront bildet eine Ziegelmauer die Platzgrenze, und erst hinter dem Haupteingang, wo sich jenseits der Straße bereits wieder dichter Wald erstreckt, umzäunt das Gelände wieder ein Zaun, hinter dem insbesondere das Freibad des Platzes ins Auge fällt. Dahinter schließen sich noch einige Sportanlagen an, bevor die Grünflächen schließlich in Wald übergehen, der den gesamten westlichen Platzrand umsäumt. Entlang der Bundesstraße erstreckt sich die Platzgrenze nun kilometerlang - bis kurz vor der niederländischen Grenze.
Am westlichen Geländezaun im Elmpter Wald gibt es außerhalb des Stützpunktes noch ein kleines, eigenes Sperrgebiet im Wald für das Wasserwerk, das den ehemaligen Flugplatz versorgt. Es liegt nur wenige Meter von der niederländischen Grenze entfernt. Die eigentliche Platzgrenze erstreckt sich nun im Wald nach Süden und nach wenigen Kilometern wieder nach Osten hin - durch den Wald hindurch - zurück zum Shelterbereich der vormals 9. und 14. Staffel. Über mehrere Kilometer verläuft dabei ein Golfplatz entlang der südlichen Platzgrenze. Das wellig-hügelige Golfgrün in den Flugsanddünen wird von Heide und einzelnen Baumgruppen durchsetzt und ist in seiner schönen Lage im tiefen, stillen Kiefernwald sicherlich einer der überzeugendsten Gründe für den Erhalt von RAF Brüggen als britischem Kasernenstandort.
Am Ende des Golfplatzes erscheinen hinter einem Waldsaum schließlich die ersten Betonschutzbauten der ehemals 9. Staffel, und schließlich gelangt man wieder zum Zaun an der Einflugschneise im Osten des Geländes. Die Anflugbefeuerung ist inzwischen völlig verschwunden, aber anbei ein Foto, wie der Blick auf die Einflugschneise im Spätsommer 2001 aussah; wenige Tage, nach dem „die Lampen aus gingen“.
Foto: Sammlung Luftpirat