Vor ein paar Tagen bin ich mit dem Lesen zu einem Ende gekommen. Fazit: Dieses Buch schließt die seit langem bestehende Lücke in der Monographien-Reihe des Motorbuch-Verlages. Es war überfällig und ist eine lohnenswerte Lektüre für alle, die sich an der Vielzahl von Flugzeugtypen erfreuen und nicht DAS ultimative Buch zum Thema erwarten, das es aus verschiedenen Gründen nicht sein kann und auch nicht sein soll.
Wie die meisten Bücher der Reihe ist die Zahl der Seiten auf etwa 220 begrenzt, was jedem Autor schon mal Grenzen setzt. Was nehme ich auf, was lasse ich weg? Was interessiert das breite Publikum vorrangig, was ist Insiderwissen, das den einen oder anderen Leser bereits langweilt, weil es zu sehr ins Detail geht? Keine leichte Aufgabe, an der mancher scheitert, wie die Einschätzung mancher Motorbuch-Titel hier im FF beweist.
Ich fand das Buch unterhaltsam und informativ (gewiß auch, weil ich den einen oder anderen Fakt über die Jahre bereits wieder vergessen habe
), an den Fußnoten störe ich mich nicht (im Gegenteil, ich ziehe beim Lesen daraus einigen Nutzen) und die Bildauswahl ist repräsentativ - man kann z. B. nicht auf große Überraschungen hinsichtlich der NVA-Maschinen hoffen, denn nach über 30 Jahren würde es an ein Wunder grenzen, wenn plötzlich eine bisher unbekannte Privatsammlung auftauchte, die uns
Ohs und
Ahs entlockt.
Wenn man all das als Quelle zur Verfügung hat, was in Ost und West außerhalb Deutschlands zur MiG-23 publiziert wurde (und der Sprachen mächtig ist), dann kann man natürlich noch viel mehr an Informationen zusammentragen - aufmerksame Leser des FF wissen um die Verdienste einiger Mitglieder, Detailwissen über diese MiG durch Übersetzungen zur Verfügung gestellt zu haben (und ich habe beim Lesen derselben nach immer mehr gegiert), aber zurück zur Aufgabe des Buches von Michael Normann. Hier sollte eine Lücke gefüllt werden - für den luftfahrtinteressierten Leser, nicht für den MiG-23-Freak! Und das ist ihm gelungen, wie ich finde.
Ein wenig "Schatten" gibt es auch, keine Frage. Liegt es daran, daß der Verlag für Lektoren kein Geld mehr ausgibt oder weil die Autoren ungern ihre Texte gegenlesen lassen, weil sie "Raubkopien" befürchten (was ich haltlos finde)? Jedenfalls ist mir unverständlich, daß scheinbar an Druckerschwärze für die Interpunktion gespart wurde
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@Gepard, da hättest Du noch mal jemand Korrektur lesen lassen sollen. Ich suche dabei die Fehler nicht (ausschließlich) bei Dir, denn ich weiß aus eigener Erfahrung, wie "betriebsblind" man wird, wenn man ein und denselben Text immer und immer wieder liest. Da braucht es ein oder zwei Leute, die unvoreingenommen und ganz frisch an den Text herangehen (und ihn ggf. korrigieren).
Gestatte(t) mir nur drei kleine "Meckereien":
Auf Seite 206 sieht man MiG-23BN und nicht - wie im Text behauptet - MiG-23ML (abgesehen vom Umriß der typischen Nase: 700er Nummern gab es in Peenemünde nicht).
Das Je-8-Foto auf Seite 18 zeigt nicht nur Mikojan und den Testpiloten Fedotow, sondern auch den für die Erprobung der Maschine (Je-8/1) so wichtigen Mosolow (und den ebenfalls bekannten Ostapenko), aber vielleicht war das Nichterwähnen dem geringen Platz für die Bildunterschrift geschuldet.
Seite 43: Im außerhalb und östlich von Moskau gelegenen Monino ist das bekannte Luftfahrtmuseum beheimatet, die Luftparaden fanden jedoch stets über Tuschino statt, das schon viele Jahrzehnte zu Moskau gehört und im Norden der Stadt liegt.
Noch einmal zum Thema Quellen- und Literaturverzeichnis: Muß natürlich nicht sein, aber MIT einem solchen finde ich die Sache "runder" und auch ein Stück "ehrlicher", denn niemand kann sich das, was er in einem solchen Fachbuch niederschreibt, vom Punkte Null an aus den Fingern saugen. Es ist überhaupt keine Schande, seine Quellen zu benennen. Im Gegenteil, dies bezeugt die Mühe und den Aufwand, den man sich bei der Erarbeitung seines Textes (inkl. der Schlußfolgerungen) gemacht hat. Mein "Lieblingsautor" ist da immer wieder Tony Buttler, der minutiös auflistet, was und auch wer ihm geholfen hat, sein nächstes Buch zu dem werden zu lassen, was es ist - ein Standardwerk. Auch ein Namens- und Sachregister hilft dem Leser ungemein weiter.
Nichtsdestotrotz, wer sich noch nicht durchgerungen hat, aber ein Interesse an diesem Flugzeugtyp besitzt, dem sei das Buch ans Herz gelegt.
@Gepard, Du bekommst in den nächsten Tagen noch eine PN von mir, aber es kann etwas dauern
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