Hallo zusammen,
ich bin über einen Kontakt im Saarland an die komplette Lebensgeschichte der SL-AAK gekommen, die nachfolgend, etwas verkürzt einstelle.
SL-AAK – eine Piper J.3C-85 Cub (L-4H), mit der Werk-Nr. 11364 wurde im Winter 1943/44 von der Piper Aircraft Corporation in Lock Heaven gebaut. Am 4. Februar 1944 verlegte man das Flugzeug mit der militärische Fiskalnummer 43-30073 am Seitenleitwerk zum Newark International Depot in New Jersey, von wo aus sie die Vereinigten Staaten am 21. Februar 1944 mit dem Verschiffungs-Kode „SOXO“ verließ. Sie war für eine Einheit der 8. Army Air Force in Europa bestimmt. Was mit ihr während des Krieges geschah ist unbekannt. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde sie als Beobachtungs-, Verbindungs- oder
Artillerieflugzeug eingesetzt. Sie überstand den Krieg und sollte am 12. Juni 1946 von der U.S. Army Air Force (USAAF) in Europa verkauft werden. In den folgenden Jahren soll sie bei den französischen Heeresfliegern ALAT geflogen sein. Doch das ist sehr umstritten, weil sich die Nummer „356“, die sie bei der ALAT gehabt haben soll, nicht in Kombination mit einer Piper L-4H finden lässt. Auszuschließen ist es jedoch nicht. Am 01.September 1949 erhält John Cullan vom Büro des Military Government for Germany (U.S.) die Erlaubnis seine Piper L-4H mit der Kennung NL73102 von Berlin nach Stuttgart zu überführen. Das besondere dabei ist, daß es sich zwar um die Werk-Nr. 11364 handelt, aber weder die Kennung NL73102 noch die militärische Fiskalnummer im FAA(amerikanisches Luftfahrzeugregister) wieder zufinden sind. Am 15. September 1950 verkaufte John Cullen sein Flugzeug für 200.000 französische Francs an Josef Schäfer, den Leiter der Untergruppe Homburg des Aero-Club Saar. Im November 1950 wurde die KARLSBERG-BRAUEREI Eigentümer der Piper. Sie nutzte das Flugzeug hauptsächlich als Werbeinstrument. Das erste Bordbuch in Form eines Schreibheftes mit festem Einband war eher provisorischer Natur. In ihm ist die erste saarländische Kennung der Piper mit SLD-AB angegeben, die aber nie auf das Flugzeug aufgemalt war. Der erste Flug für die Karlsbergbrauerei wurde am 7. November 1950 als Abnahmeflug von Theo Busch durchgeführt, der als Chefpilot überwiegend die Piper flog.
Die kleine Piper wurde für die Eröffnung von Fußballspielen verwendet, man flog den Weihnachtsmann ein, warf Flugblätter aus ihr, streute am Rosenmontag Konfetti und benutzte sie für Fotoflüge. Aus dieser ersten Zeit in St. Arnual existiert noch ein Werbefilm der Karlsberg-Brauerei. Er zeigt Hans Jung, den späteren Luftfahrtreferent des Saarlandes, seine junge Ehefrau und Gerd Gensheimer als Hauptdarsteller. Mit ihrem ersten offiziellen Bordbuch vom 15. Juni 1953 hatte die Maschine auch ihre endgültige saarländische Kennung SL-AAK erhalten. Nach der Angliederung des Saarlandes an die Bundesrepublik erhielt die Piper am 24.6.1959 ihre bundesdeutsche Kennung D-ECIV. Zwischen dem 24. März und dem 14. Juni 1960 wurde die Piper einer großen Grundüberholung unterzogen und erhielt u.a. einen stärkeren Motor. In dieser Zeit wechselte sie den Standort und wurde von nun an am neuen Flughafen Saarbrücken-Ensheim (EDDR) betrieben. Das Bordbuch Nummer 5 ist auf der ersten Seite mit den Autogrammen zwei berühmter deutscher
Piloten versehen, die häufig als Privatpilot bei Luftfahrtveranstaltungen im Saarland zu sehen waren: Elly Beinhorn und Adolf Galland.
Am 31. Juli 1976 flog Theo Busch das letzte mal mit der D-ECIV. Sie wurde verkauft und ab dem 6. Oktober 1978 stationierten die neuen Eigentümer, Gerhard Brumm und Kurt Hille, die Piper nun auf dem kleinen Flugplatz Saarlouis-Düren (EDRJ). Die Änderungsanzeige in den NfL (Nachrichten für Luftfahrer) veröffentlichte den neuen Halter am 30.11.1977.
1988 wurde die D-ECIV an Hartmut van Meegen verkauft. Er flog und lagerte die Piper, bis er sie 1993 an Stefan Leuer verkaufte, einem Kapitän der Deutschen Lufthansa. In einer aufwändigen und zeitraubenden Generalüberholung brachte er Zelle und Triebwerk in einen Zustand, der besser als neu beschrieben werden kann. Das Farbschema orientierte sich an dem Tarnfarbschema während des D-Day’s 1944, wo sie ihre Feuertaufe erhielt. Stefan Leuer flog dieses Flugzeug zu vielen Oldtimer-Flugzeug-Treffen in Europa. 2005 entdeckten Joachim Rausch und Bernhard Gross im Internet die Absicht Stefan Leuer’s, sie zu verkaufen. Beide, geborene Saarländer und dort auch wohnhaft, kannten dieses Flugzeug noch aus ihrer Jugend als die bannerschleppende „Karlsberg-Piper“. So einigten sich die 3 Piloten und am 23. Oktober 2005 überführten sie die gute alte Piper zurück von Braunschweig-Waggum nach Saarlouis-Düren. Es war der 50. Jahrestag des „Saar-Statutes“, der Tag, an dem die Saarländer ihre neue Zukunft wählten. Sie setzten das Flugzeug zu Fotoflügen in Ihrem Luftbildunternehmen ein. Anfang 2008 wurde den Beiden klar, dass ihr Luftbild-Geschäft in einer Art und Weise wuchs, dass die Flugzeit mit ihrer Piper, die im Hangar verstaubte, dramatisch sank. Schweren Herzens entschieden sie, das Flugzeug zum Verkauf anzubieten. Nach einigen Wochen wurde die Piper über einen amerikanischen Anwalt an den Kurator des AIRBORNE MUSEUMS in St. Mère Eglise, Patrick Bunel, verkauft. Am 20. September 2008, überführte Bernhard Gross das Flugzeug „zurück“ nach Caen. Heute hängt sie aus Ausstellungsstück an der Decke des Museums.
Ich bin zwar nicht sicher, glaube aber, daß die Lebensgeschichte dieser Maschine durch den ehemaligen Besitzer Gross geschrieben worden ist.
Gruß Rimme