Dumme Frage: warum? Ziviler Flugverkehr ist doch (hoffentlich) nicht auf GPS angewiesen…?
Die Navigationssysteme moderner Lfz arbeiten meist im Normalfall mit GPS für die Position, weil es die genaueste Navigationsmöglichkeit ist. Fällt GPS aus oder muss ich es aktiv ausschalten im FMS, weil das Signal gestört wird, dann kommt von der Genauigkeit als nächstes DME/DME, also eine Ermittlung aus der Distanz zu zwei
Distance Measuring Equipments. Ist nur ein DME zur Verfügung, nutzt das System VOR/DME. Erst ganz zum Schluss beruht die Navigation alleine auf dem Inertial Navigation System, das zwar kurzzeitig stabil ist, ohne Korrektur aber über die Zeit eine zu ungenaue Lösung liefert.
Die Relevanz von Drehfunkeuern (VOR)
für die Streckennavigation nimmt schon seit Jahren ab und alleine wegen der Genauigkeit ist GPS das Maß aller Dinge. Die Probleme, die heute bei GPS im Zusammenhang mit den ganzen Konflikten auftreten (Ukraine, Russland, Israel und die jeweilige Umgebung), waren vor ein paar Jahren noch kein (so) großes Thema. vielleicht führt das auch zu einem Umdenken, was den Abbau der Funkfeuer betrifft oder im Hinblick darauf, ob sie Windkraftanlagen weichen müssen. Ist in Deutschland auch alles schon diskutiert worden.
Davon unabhängig ist aber, welche Navigationsgenauigkeit in einem bestimmten Gebiet gefordert wird. Für die Streckennavigation ist das im Bereich von Eurocontrol sowie auf den Departure und Arrival Routen (STAR, SID) RNAV 2 oder 1, also eine Genauigkeit von ± 2 oder 1 Seemeilen (NM). Diese Genauigkeit erreicht man durch zwei Navigationssysteme: GPS und DME/DME. Für einen Anflug wie den hier beschriebenen RNP-Approach auf die 08 benötigt man aber eine höhere Genauigkeit, insbesondere für den LPV (Localiser Performance with Vertical Guidance) Approach, der es bis auf das Minimum eines ILS-Approaches schafft, das geht mit DME/DME nicht mehr.
Nur nebenbei: Tartu (EETU/TAY) hat Stand heute
drei Instrumentenanflüge (gemäß Jeppesen und
AIP, und kein aktives NOTAM, was irgendeinen Approach außer Kraft setzt)
Im Umkreis von mindestens 30 Seemeilen um Tartu gibt es kein VOR, VOR/DME oder NDB mehr, was zumindest ein wenig zum Navigieren genutzt werden könnte. Eine Navigation alleine mit DME/DME ist laut RNAV STARs nicht erlaubt und hier wird RNAV 1 gefordert. Das ILS fordert zudem GNSS (GPS): „GNSS required for Initial and MISAP segments“. Ohne GPS geht auf dem Flughafen schlicht nichts.