Böhmischer Sommer

[gero]

Diese Lockheed Electra 10A (OK-CTB, Seriennummer 1091) gehörte vor vielen Jahren dem tschechischen Schuhfabrikanten Jan Antonin Bata, daher die Beschriftung am Rumpf. 2015, nach 71 Jahren wude der Oldtimer mit einem spannenden Transatlantikflug zurück nach Tschechien geflogen und aus Mitteln des Aero-Clubs Točná rekonstruiert.
Vor einiger Zeit führte eine mangelhafte Justierung der Fahrwerksendschalter zu einer unfreiwilligen Fitnesseinlage für die Besatzung. Das manuelle Ausfahren des Fahrwerks ersetzt, nach Aussagen des Mechanikers, einige Stunden Work-Out.

 

[gero]

Ich war mir sicher, diese Maschine schon einmal im FF vorgestellt zu haben (irgendein Thread über einen Flugtag in Mlada Boleslav). Eine Replika der Avia BH-1. Zugelassen nach den Regeln für Ultraleichtflugzeuge.
BH steht für Beneš und Hajn. Das Original flog zum ersten Male 1920. Der Nachbau von Marcel Sezemský entstand zwischen 1997 und 2001 und war inzwischen auf einigen Flugtagen zu bewundern.

 

[gero]

Gleich daneben die BH-5 ist dagegen ein Original. Die BH-5 wurde ab 1923 gebaut. Erst mit einem Anzani 6A3-Sternmotor mit sechs Zylindern (70 PS). Später dann mit dem heute recht unbekannten Walter NZ-60-Sternmotor. Und genau so ein Exemplar steht im Museum.

Korrektur: Die "BOSA" ist ebenfalls ein Nachbau aus dem Jahr 2007, der Sternmotor ist original...

 

[Flugi]

Wahnsinn! Und so leer im Museum oder besser Flugbetriebshalle.

 

[Flugi]

Zlins der ?26-er Reihe gab es gleich mehrere. Hier eine "minitärische" Variante. Wir haben den Vortrag über die Klangunterschiede der verschiedenen Sechszylindermotoren (mit Vergaser / mit Einspritzung) sehr genossen.



Die Bücker 131 ist ein tschechischer Lizenzbau, eine Aero C-104S. Auch diese Maschine trägt ein militärisches Kleid.



und erlaubt einen Blick ins Cockpit.


Soweit erst mal, morgen vielleicht mehr.

gero

Diese C-104 hätte jetzt am WE auch hier ein gutes Bild abgegeben.

 

[gero]

Auch die Praga E-114 Air Baby ist außerhalb Tschechiens recht unbekannt, nur wenige Exemplare wurden gebaut. Heute würde dieses interessante Flugzeug von den Gewichten und Leistungsdaten her problemlos in die UL-Kategorie passen.
Die ausgestellte Maschine ((OK-TAU58, Seriennummer 122/1947) wurde 1947 gebaut und flog später als F-BCSN in Frankreich und ab 1957 als HB-UAF in der Schweiz. Nach einem Unfall 2017 wurde die Maschine wieder nach Tschechien verkauft. Seit 2022 ist sie Teil der Sammlung des Luftfahrtmuseums Točná und soll wieder mit ihrer ursprünglichen OK-BGV-Zulassung fliegen. Ein wenig Papierkram ist noch zu erledigen.

 

[gero]

Wie schon gesagt, das schöne an diesem Museum ist, daß man die Exponate durchaus in Action beobachten kann. Während meine Lieblingsfotografin noch fleißig Specherkarten füllte, wurde eine der Zlins herausgerollt und machte sich zum Start fertig.

Wir haben dann erst mal ein nichtfliegerisches Wochenendprogramm absolviert. Hopfen und Malz sind dabei nicht zu kurz gekommen. Von der Rückreise dann morgen vielleicht noch ein paar Bilder...

B-A und gero

 

[gero]

Der Flughafen Točná hat nicht das Ziel, der wichtigste Sportflughafen Prags zu werden, sondern sammelt interessante historische Flugzeuge in fliegendem Zustand und ist gleichzeitig ein Ort, an dem man seine Freizeit verbringen kann, z.B. gibt es einen Spielplatz für Kinder und Fahrradwege führen rund um den Flughafen.

Behauptet die Website des Flugplatzes. Und das ist auch augenscheinilich. Beispielweise gibt es eine bemerkenswerte Koexistenz von Modellfliegerei und manntragendem Luftsport. In der Anflugkarte wird auf Modellflug hingewiesen, die RC-Piloten haben Verhaltensregeln für Start und Landung der "Großen". Soweit wir mitbekommen haben funktioniert das beispielhaft.

Der Spielplatz brummt, die Zuschauer schauen. Und wir verabschieden uns.

 

[gero]

Dolní Břežany liegt in Flugplatznähe. Der repräsentative Kasten in der Mitte ist ein Schloß aus dem 14. Jahrhundert. In den letzten Jahren sehr aufwändig restauriert und zu einem Luxushotel ausgebaut. So ganz sind die Pläne offenbar nicht aufgegangen, die Eröffnung 2020 fiel genau in Gesundheitssperrzeit. Angeblich steht das Objekt zum Verkauf. Links daneben, auch schön restauriert eine Brauerei mit Zimmervermietung. Urteil: Empfehlenswert.

 

[gero]

Prag Information hat unseren Flugplan geöffnet. Unter uns die Moldau, hier ein wenig erweitert zu einem Stausee.



Ich hab mich immer gefragt, was eine Kreisstraße ist. Jetzt weiß ich es. Trnová hat eine. Mal sehen, wie sich die Baukredite entwickeln in unserem Nachbarland.

 

[gero]

Ein ganzes Stückchen weiter südwestlich. Lnáře. Neben einer alten Festung gibt es in diesem Dorf auch ein Barockschloss mit Schloßpark. Erbaut im 18. Jahrhundert gehörte es seit den 20er-Jahren des 20. Jahrhunderts vor allem nichtadeligen Besitzern. Die bauten (bereits in den 20ern) Schwimmbad und Tennisplatz in den Park. In den 80ern war es dann ein Regierungsgästehaus. Nach der Wende ging es an eine Erbengemeinschaft, die sich die verschiedenen Gewerke (Hotel, Restaurant, Museum u.s.w.) untereinander aufteilten. Heute kann man sich dort einmieten und sich den Fisch der umliegenden Teichlandschaft schmecken lassen. Und im großen Saal kann man heiraten. Wenn es denn sein muß.

 

[gero]

Auf dem Rückweg gelingt das Foto von Klatovy etwas besser. Wenn man eine besonders scharfe Brille hat, erkennt man den Schwarzen Turm (ein wenig rechts von der Mitte), der von hier aus gar nicht schwarz aussieht. Auch den Marktplatz kann man erahnen. Dort findet sich die Apotheke "Zum Weißen Einhorn". Eine interessante Führung erklärt, was man in der Barockzeit so alles schlucken musste, in der Hoffnung, gesund zu werden. Vor der Erfindung von Aspirin und Antibiotika. Bemerkenswert auch, dort ist ein wirkliches Einhornhorn ausgestellt. Dabei war ich fest überzeugt, daß die rosafarben aussehen. Und die Leute sagen immer, das gibt es nur in Comics.

 

[gero]

Bystřice nad Úhlavou ist ein Ort mit 343 Einwohnern. Und einem Schloß, welches meine Lieblingsfotografin zu dieser Aufnahme motivierte.

Mehr hab ich dazu nicht in Erfahrung bringen können.



Die Grenze ist nur noch ein paar Kilometer entfernt, im Funk sind wir schon wieder bei Langen.

 

[gero]

Das Kraftwerk am Höllensteinsee. Der Schwarze Regen treibt mit Hilfe einer 19m hohen Staumauer 3 Turbinen mit je 1225 kW an. Für Motorenkenner: Das ist etwa das, was an Leistung aus einem DB 603 rauskommt.

 

[gero]

Auch hierzulande gibt es Burgen und Schlösser. Burg Falkenfels weist uns den Weg zu unserem nächsten Ettappenziel. Die Burg ist in ihrer 900-jährigen Geschichte wenigstens dreimal abgebrannt und wieder aufgebaut worden. Wahrscheinlich hat man den Feuerlöschteich deswegen gleich in Schlauchentfernung angelegt.

 

[gero]

Die heutigen Höhenburgen sehen ein wenig anders aus. Zinnen am oberen Rand sind wahrscheinlich unpraktisch.



Wir melden uns in Straubing zur Landung und fädeln uns in die Platzrunde. Im Wald bemerken wir dieses interessante Bauwerk.


Wir haben leider nicht herausbekommen, was geheimnisvolles sich dort versteckt. Es muß schon geheimnisvoll sein, denn auf meiner Karte ist es nicht.
Aber schön aussehen tut es.

 

[gero]

Der Anflug auf Straubing hat was, fast wie auf eine Insel. Rundherum lauter Wasser.



Uns lockt eine Mittagspause. Mit Almdudler und Eis.



Und noch einem interessanten Fotomotiv. Die N3898V, eine Cessna 195 (S/N 7376) macht offensichtlich auch Mittagspause.

 

[gero]

Wir sind schon öfter hier gestartet, der Abflug in östlicher Richtung bietet immer einen wunderschönen Blick auf die Stadt.
Kelten, Römer, Bajuwaren, Niederbayern, hier ist seit mehr als 6000 Jahren immer was los gewesen. Und alle haben hier Spuren hinterlassen. Ein paar davon kann man aus dieser Perspektive bewundern.



Natürlich die Donau, der vordere, gerade Teil ist die Alte Donau. Die kürzt hier ein wenig ab. Deshalb fahren hier auch die Schiffe. Die "richtige" Donau biegt gerade rechts ab und macht eine Schleife in Richtung Stadt. Sightseeing halt.

 

[gero]

Was hier wie ein Riesenfarbkasten aussieht, ist die Parkstettener Seenplatte. Die meisten dieser, etwa 50 Gewässer haben nur eine Nummer. Manche haben aber auch Namen. Sie entstanden im Zuge des Kiesabbaus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und dienen heute vor allem der Erholung. Der FKK-Weiher liegt weiter links und hat leider nicht mit aufs Bild gepasst.

 

[gero]

Da es in Straubing nur den hochwertigen, blaugefärbten Kraftstoff zu kaufen gibt, der das Ölwechselintervall unseres Motors halbiert, machen wir noch einen kurzen Abstecher nach Landshut. Aber wirklich nur zum Tanken...


... und schon sind wir wieder unterwegs.



Auf der Graspiste ist Segelflugbetrieb.