Man könnte es vielleicht noch etwas einfacher so zusammenfassen.
Die zunehmende Komplexität moderner Waffensysteme führt zu immer höheren Kosten, was einen kruzfristigen Einsatz über 5 bis 10 Jahre unökonomisch macht. Moderne Kampfflugzeuge sind daher auf eine Nutzungsdauer von 2 bis 3 Jahrzehnten ausgelegt und über einen solch langen Zeitraum tut sich natürlich einiges, was technologische Entwicklungen anbelangt. Im Verbund mit Softwaregetriebener Avionik und der Austauschbarkeit solcher Systeme werden ganze Generationen von Technologien in einzelne Flugzeuge verbaut. Das führt dann dazu, dass eine eindeutige Zuordnung zu Generationen im Grunde genommen nicht mehr möglich ist, auch deshalb weil im Regelfall eine schrittweise Einrüstung, bzw. Weiterentwicklung erfolgt. Man könnte nüchtern betrachtet eine F-16C Block 50/52 aus dem Jahre 1991 als eine neue Generation verglichen mit einer F-16A Block 1 aus dem Jahre 1979 betrachten. Dazu muss man einfach nur den Einsatz neuer Technologien und deren Aiswirkungen auf die operationellen Fähigkeiten gegenüber stellen. Da stellt man dann schnell fest, dass der Sprung von Block 1 auf Block 50/52 ein mindestens genauso großer, wenn nicht gar größerer war, als der von einer MiG-21 zur MiG-23, oder der einer F-104 zur F-4. Trotzdem spricht man lediglich von einer halben Generation und behält das für die kommenden 30 Jahre bei, mit der Argumentation, dass gewisse Kriterien die man als charakteristische Attribute der 5. Generation definiert hat nicht erfüllt werden, bzw. es sich eben immer noch um eine F-16 handelt. Man steckt im gewissen Maße im Dilemma fest, dass man dynamische Entwicklungen versucht in starre Kunstkonstrukte einzubetten. Man könnte sagen, dass eine neue Generation im Prinzip alle 10 bis 15 Jahre eingeführt wird.
Beispiele:
F-16 Blk1 => Blk 52 => Blk 60 => Blk 70
Su-27S => Su-27M => Su-30MKI => Su-35S
Man kann vielleicht in Einzelfällen darüber streiten, ob hier in jedem Fall eine ganze Generation gerechtfertigt wären, kann aber grob einordnen, dass wir hier von mindestens drei, eher schon vier Generationen sprechen. Dazu muss man ein Kampfflugzeug als Waffensystem in seiner Gesamtheit betrachten, Zelle, Grundsysteme, Antrieb, Cockpit, Avionik, Sensorik, Bewaffnung.
Um an dieser Stelle mal wieder den Bogen zur J-20 zu spannen, sie erfüllt alle relevanten Kriterien um sie als Kampfflugzeug der 5. Generation einzustufen, wenn man nach dem starren Systemdenken geht.
Sie ist:
- Stealthy bei gleichzeitig vergleichbaren Flugleistungen mit der 4. Generation
- Sie verfügt über ein AESA Radar
- Man kann von einem weitestgehend, oder gar vollständig digitalen Avioniksystem ausgehen
- Die Avionik wird mit, an absoluter Wahrscheinlichkeit grenzender, Sicherheit integriert sein
- Eine Vernetzung mit anderen Elementen auf dem Gefechtsfeld ist ebenfalls ziemlich sicher
- Sensorfusion wird, im Verbund mit der Systemintegration, ebenfalls mit großer Wahrscheinlichkeit gegeben sein
Über die Qualität lassen sich in den Einzelbereichen keine verbindlichen Aussagen treffen, da mangels harter Zahlen, Daten und Fakten so ziemlich alles spekulativ und damit ein Schuß ins Blaue wäre. Sicherlich kann man hier und da versuchen Dinge abzuleiten und Annahmen zu treffen, aber es ist und bleibt spekulativ.