neo
Astronaut
Ich glaube, es wird Zeit mal einen weiteren Teil der DDR-Geschichte dem Vergessen zu entreißen - die GST-Fliegerei.
Was ist GST - Gesellschaft für Sport und Technik. Im Wesentlichen wurde durch diese Organisation die vormilitärische Ausbildung in Spezialgebieten durchgeführt. Weiterhin war es ein Sammelbecken für allerlei Sportarten, die nicht olympisch waren, aber einen nennenswerten technischen Aufwand erforderten - Tauchen, Segeln, Fliegen, Schießsport, Modellflieger, Funker etc.. Viellecht kann ja jemand noch Definitionen aus dem Hut zaubern. Bei der Gelegenheit, ich habe mal versucht im Netz was zu finden. Das Ergebnis war eher bescheiden. Also wer noch ein paar Links hat - hier ist der richtige Platz.
Zurück zum Thema Flugsport.
Wir haben eine ganze Anzahl gestandener NVA-Piloten hier im Forum, die in der Regel alle irgendwann auf einem Segelflugplatz der GST angefangen haben. Daneben gab es natürlich noch eine ganze Reihe "Sportflieger". Hier soll also mal Platz geschaffen werden, das Erlebte, ob traurig oder zum Schmunzeln wieder aus dem Gedächtnis zu kramen. Ich mache mal den Anfang.
Ich weiß gar nicht mehr, wie das alles anfing. Es war auch eigentlich immer selbstverständlich, das, sobald das nötige Alter erreicht ist, ich mit dem Segelflug anfange - die Sache mit dem Apfel und dem Stamm. Das Erste, an was ich mich erinnere, war ein kalter Februarmorgen im Jahre 1986 in Güstrow. Die GST-Bezirksleitung hatte beschlossen, versuchsweise die theoretische Ausbildung an einem Stück innerhalb von zwei Wochen durchzuziehen. Normalerweise läuft sowas über das Jahr verteilt an den Wochenenden. Und weil im Frühjahr desselben Jahres bereits geflogen werden sollte, fand die Ausbildung eben im Winter statt. Also ab zum Flugplatz. Dort angekommen, hieß es "Aufsitzen". W-50 Pritsche! Ich weiß nicht mehr, ob wir eine oder zwei Stunden unterwegs waren, aber wir haben uns so dermaßen den A...h abgefroren... Der Lohn - mit Beginn der Flugsaison hatten wir den Theorieteil hinter uns und konnten fliegen.
Und dann kam der erste Flugtag im April 1986. Wir waren einer der wenigen Plätze, die zur Ausbildung auf sechs nigelnagelneuen SZD-50 "Puchacz" fliegen konnten, von uns liebevoll Puvogel genannt. Ein sowas von schönes Fliegerchen. "Kamerad Röther, Sechs-Eins, fertigmachen!" Kamerad war die offizielle Anrede. Also schlappte ich zum Puvogel "DDR-3661" und machte unter Aufsicht des Fluglehrers zum ersten Mal den Rundgang um das Flugzeug. Reinsetzen, Anschnallen, Haube zu, Fläche hoch, das Seil wurde eingeklingt. Der Mann an der Winde, begann nun das Seil zu straffen. "Straff!" - und ab ging die Fuhre. Eine derartige Beschleunigung kannte ich zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht. Der Kopf flog in den Nacken, und da blieb er auch, bis die Beschleunigung ein wenig nachließ (ca ab 50 m Höhe). Brutal! Jaja, so eine H4 macht ganz schön Ballet. Dann kann ich mich noch dran erinnern, das ich die ganze Zeit über relativ angespannt war. Wir flogen eine Platzrunde (5min) und wiederholten das Ganze noch zweimal. Bei den Folgestarts löste sich dann allmählich die Anspannung, und ich konnte es genießen.
In den nächsten vier Jahren habe ich es dann auf insgesamt knapp 60 Flugstunden gebracht (nicht 16 wie ursprünglich hier stand) :red:, dabei waren dann F-Schlepp Umschulung auf Bocian und natürlich Alleinflüge auf Pirat. Meine Lizenz habe ich 1989 erhalten. Die Wende und mein Studienbeginn 1990 beendeten meine kurzes Fliegerdasein. Die Preise (bis dato staatlich subventioniert) wurden den realen Kosten angepasst und explodierten, für mich als Student nicht mehr bezahlbar.
Aber diesen verträumten sehnsüchtigen Blick zum Himmel, den nur Flieger haben, den werde ich auch nicht mehr los.
Zwei Bilder sind mir aus dieser Zeit erhalten geblieben.
Das erste zeigt einen typischen GST-Flugschüler (mich), in den graugrünen GST-Klamotten. Da es auf einem Flugplatz immer windig ist, trugen wir unter der "Uniform" reichlich Unterwäsche, Trainingsanzüge etc..
Was ist GST - Gesellschaft für Sport und Technik. Im Wesentlichen wurde durch diese Organisation die vormilitärische Ausbildung in Spezialgebieten durchgeführt. Weiterhin war es ein Sammelbecken für allerlei Sportarten, die nicht olympisch waren, aber einen nennenswerten technischen Aufwand erforderten - Tauchen, Segeln, Fliegen, Schießsport, Modellflieger, Funker etc.. Viellecht kann ja jemand noch Definitionen aus dem Hut zaubern. Bei der Gelegenheit, ich habe mal versucht im Netz was zu finden. Das Ergebnis war eher bescheiden. Also wer noch ein paar Links hat - hier ist der richtige Platz.
Zurück zum Thema Flugsport.
Wir haben eine ganze Anzahl gestandener NVA-Piloten hier im Forum, die in der Regel alle irgendwann auf einem Segelflugplatz der GST angefangen haben. Daneben gab es natürlich noch eine ganze Reihe "Sportflieger". Hier soll also mal Platz geschaffen werden, das Erlebte, ob traurig oder zum Schmunzeln wieder aus dem Gedächtnis zu kramen. Ich mache mal den Anfang.
Ich weiß gar nicht mehr, wie das alles anfing. Es war auch eigentlich immer selbstverständlich, das, sobald das nötige Alter erreicht ist, ich mit dem Segelflug anfange - die Sache mit dem Apfel und dem Stamm. Das Erste, an was ich mich erinnere, war ein kalter Februarmorgen im Jahre 1986 in Güstrow. Die GST-Bezirksleitung hatte beschlossen, versuchsweise die theoretische Ausbildung an einem Stück innerhalb von zwei Wochen durchzuziehen. Normalerweise läuft sowas über das Jahr verteilt an den Wochenenden. Und weil im Frühjahr desselben Jahres bereits geflogen werden sollte, fand die Ausbildung eben im Winter statt. Also ab zum Flugplatz. Dort angekommen, hieß es "Aufsitzen". W-50 Pritsche! Ich weiß nicht mehr, ob wir eine oder zwei Stunden unterwegs waren, aber wir haben uns so dermaßen den A...h abgefroren... Der Lohn - mit Beginn der Flugsaison hatten wir den Theorieteil hinter uns und konnten fliegen.
Und dann kam der erste Flugtag im April 1986. Wir waren einer der wenigen Plätze, die zur Ausbildung auf sechs nigelnagelneuen SZD-50 "Puchacz" fliegen konnten, von uns liebevoll Puvogel genannt. Ein sowas von schönes Fliegerchen. "Kamerad Röther, Sechs-Eins, fertigmachen!" Kamerad war die offizielle Anrede. Also schlappte ich zum Puvogel "DDR-3661" und machte unter Aufsicht des Fluglehrers zum ersten Mal den Rundgang um das Flugzeug. Reinsetzen, Anschnallen, Haube zu, Fläche hoch, das Seil wurde eingeklingt. Der Mann an der Winde, begann nun das Seil zu straffen. "Straff!" - und ab ging die Fuhre. Eine derartige Beschleunigung kannte ich zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht. Der Kopf flog in den Nacken, und da blieb er auch, bis die Beschleunigung ein wenig nachließ (ca ab 50 m Höhe). Brutal! Jaja, so eine H4 macht ganz schön Ballet. Dann kann ich mich noch dran erinnern, das ich die ganze Zeit über relativ angespannt war. Wir flogen eine Platzrunde (5min) und wiederholten das Ganze noch zweimal. Bei den Folgestarts löste sich dann allmählich die Anspannung, und ich konnte es genießen.
In den nächsten vier Jahren habe ich es dann auf insgesamt knapp 60 Flugstunden gebracht (nicht 16 wie ursprünglich hier stand) :red:, dabei waren dann F-Schlepp Umschulung auf Bocian und natürlich Alleinflüge auf Pirat. Meine Lizenz habe ich 1989 erhalten. Die Wende und mein Studienbeginn 1990 beendeten meine kurzes Fliegerdasein. Die Preise (bis dato staatlich subventioniert) wurden den realen Kosten angepasst und explodierten, für mich als Student nicht mehr bezahlbar.
Aber diesen verträumten sehnsüchtigen Blick zum Himmel, den nur Flieger haben, den werde ich auch nicht mehr los.
Zwei Bilder sind mir aus dieser Zeit erhalten geblieben.
Das erste zeigt einen typischen GST-Flugschüler (mich), in den graugrünen GST-Klamotten. Da es auf einem Flugplatz immer windig ist, trugen wir unter der "Uniform" reichlich Unterwäsche, Trainingsanzüge etc..
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