Die blauen Pfeile zeigen die Haupteingänge zur Anlegg 96
Alle Grafiken aus dem Abschlussbericht vom ˋProjekt Museum des Kalten Krieges in Anlegg 96 2020-2023´
Nur drei unterirdische Anlagen wurden tatsächlich gebaut: Anlage 108 in Flesland, Anlage 96 in Bodo und Anlage 112 in Bardufoss. Die Quellen sagen nichts darüber aus, was mit den Anlagen in Flesland und Bardufoss geschehen ist.
Am Anfang gab es eine gewisse Zusammenarbeit bei der Ausarbeitung der Pläne, insbesondere zwischen Anlage 108 und Anlage 96, aber irgendwann konzentrierte man sich mehr auf Anlage 96 und die Zusammenarbeit ließ nach.
Ursprünglich war geplant, dass in der Anlage 96 geforderte 30 Kampfflugzeuge stationiert werden können. Dies wurde auf 25 Kampfflugzeuge herabgestuft, um die Anforderungen von SHAPE an die Dispersion zu erfüllen. Gleichzeitig würde sich dadurch der Preis von NOK 11.142.000 auf NOK 10.097.000 verringern (von NOK 179.880.151 auf NOK 163.009.324 in heutigem Geldwert). Dies geht aus einem Schreiben des Oberkommandos der Königlich Norwegischen Luftwaffe an das Norwegisches Korps für Verteidigungsbauten FBK vom 2. Februar 1955 hervor. In demselben Schreiben erhielt die Anlegg 96 ihren offiziellen Namen: „Aus Sicherheitsgründen wird die Anlage in Zukunft als ˋAnlegg 96 - Bodø´ bezeichnet". Zuvor trug das Projekt den anschaulicheren Namen ˋ7. Teilinfrastrukturprogramm - Untertageanlage Bodø´. In dem von Eriksen verfassten Dokument heißt es, dass die Anlegg 96 im September 1957 begonnen und im September 1960 fertiggestellt wurde.
Der Zugangstunnel wurde nach dem Durchblasprinzip gebaut, mit einer Öffnung auf jeder Seite, eine gebogene Konstruktion mit einer Länge von 185 Metern. Vom Zugangstunnel aus gibt es zwei Eingänge in die Anlage selbst. Die Anlage besteht aus zwei Hallen, der Süd- und der Nordhalle, die 184 bzw. 167 Meter lang sind und einen Abstand von 61 Metern von Mitte zu Mitte aufweisen. Zwischen den Hallen befinden sich fünf Querstollen. Eriksen schreibt, dass die Stollen einen Abstand von 30 Metern von Mitte zu Mitte hätten, aber dass Stollen 3 und 5 kleiner seien als die anderen. Die Länge der Stollen wird nicht erwähnt. (Anmerkung: 16 m Hauptstollen-Breite und 61 m von Mitte zu Mitte ergibt 45 m Querstollen-Länge)
Es wird auch nicht angegeben, woher folgende Maße stammen, ob es die Hallen oder die Stollen sind. Der Radius des Gewölbes beträgt 9 m, aber da die Hallen die Form einer Kuppel und nicht eines Kreises haben, beträgt die Breite 16 m. Aufgrund unterschiedlicher Bodenhöhe beträgt die maximale Höhe 7,5 m und die minimale Höhe 7 m.
Das Volumen der Anlage innerhalb der Tore wird mit ca. 60.000 Kubikmetern angegeben, aber Eriksen hat dahinter in Klammern, I, II, IV" geschrieben, was als das Volumen innerhalb der Tore ohne Stollen 3 und 5 interpretiert werden kann. Weiter unten hat Eriksen ohne weitere Erklärung geschrieben, dass das Gesamt- volumen ca. 90.000 Kubikmeter beträgt. Dies kann so interpretiert werden, dass Stollen 3 und 5 30.000 Kubikmeter ausmachen, was sehr viel erscheint, wenn Stollen 3 und 5 die kleinsten Stollen sind. Wenn man die Kubikmeter auf der Grundlage der im Bericht angegebenen Maße berechnet, hat eine Halle 20.040 Kubikmeter und die andere 22.200 Kubikmeter. Wenn Stollen 1, 2 und 4 gleich groß sind, hat jeder Stollen 5.920 Kubikmeter, so dass die Hallen und Stollen 60.000 Kubikmeter ergeben. Eriksen schreibt auch, dass „der Raum innerhalb der Tore mit Querstollen I, Il & IV" etwa 8.000 Quadratmeter beträgt, bevor er 11.500 Quadratmeter als Gesamtfläche angibt. Eriksen schreibt dann, dass Querstollen III etwa 500 Quadratmeter und Querstollen V ca. 350 Quadratmeter groß ist. Ob dies in der Gesamtfläche von 11.500 Quadratmetern enthalten ist, ist nicht klar. Zuerst dachte die Autorin, dass diese Art der Größenangabe dazu dient, Teile der Dimensionen der Anlage zu verbergen, meint dann aber dass der logischere Grund ist, dass die 60.000 Kubikmeter oder 8.000 Quadratmeter Raum sind, der zum Abstellen von Kampfjets und anderem Material genutzt werden kann.
Die restlichen 30.000 Kubikmeter oder 3.000 Quadratmeter sind Stollen 3 und 5 sowie der Zugangstunnel, die Notausgänge und andere Teile der Anlage, die nicht zum Abstellen von Flugzeugen geeignet waren. Im Bericht von Forsvarsbygg über Anlegg 96 wird die Gesamtfläche mit ca. 12.500 Quadratmetern angegeben, einschließlich des Zugangstunnels und der Notausgänge. Es könnte also stimmen, dass die Gesamtfläche ohne Stollen 3 und 5 11.500 Quadratmeter beträgt. Die Gesamtfläche bei Eriksen, einschließlich Stollen 3 und 5, beträgt jedoch ca. 12.350 Quadratmeter und nicht etwa 12.500 Quadratmeter, wie die norwegische Behörde für Verteidigungsimmobilien in ihrem Bericht feststellt.
Die Größe der Anlage ermöglichte es, 40 F-86F Sabres oder 48 F-104G Starfighter abzustellen. Auf der gesamten Breite der Halle war Platz für 2 F-104G, wenn die Flugzeuge ohne die an den Flügelspitzen angebrachten Treibstofftanks, auch Tip-Tanks genannt, abgestellt wurden. Dies bedeutete, dass in jeder Halle 18 und in Stollen 1, 2 und 4 vier Flugzeuge Platz hatten. Es sei darauf hingewiesen, dass die 331 Squadron nie 48 Jagdflugzeuge hatte und dass auch Anlegg 96 nie so viele beherbergte. Es handelte sich um geschätzte Zahlen, die im Krisen- oder Kriegsfall relevant sein würden. Die Standardgröße in der NATO für Jagdstaffeln betrug 18 Flugzeuge. Im Normalbetrieb wurden nur Stollen 1, 2 und der äußere Teil der nördlichen Halle als Abstellflächen für die Jagdflugzeuge genutzt.
Laut Eriksen war hier Platz für 15 Flugzeuge. Es ist davon auszugehen, dass es sich dabei um F-86F handelte, da dies der Flugzeugtyp war, den die Staffel 1962 einsetzte. Tagsüber befanden sich die Flugzeuge auf der «Flightline».
Hier standen die Flugzeuge, die während des Arbeitstages für Trainingseinsätze eingesetzt werden sollten, und warteten darauf, geflogen zu werden. Auf der «Line» fand ein Großteil der täglichen Aktivitäten statt. Die Notwendigkeit eines solchen Platzes ergab sich aus den Einsatzroutinen in den 1960er Jahren. Dabei wurden die Flugzeuge, die nicht im Bereitschaftsdienst waren, am Ende des Tages in die Anlage 96 geschleppt, um sie vor schlechtem Wetter und Wind sowie vor möglichen Sabotageakten oder militärischen Zwischenfällen zu schützen. Sobald die Flugzeuge startbereit waren, wurden sie aus der Anlage und auf das Rollfeld geschleppt. Wenn sich das Flugzeug auf dem Bereitstellungsgelände befand, hatte der Crew Chief «Line»-Dienst. Er sollte den Bereitstellungsraum nicht verlassen, wenn sich das Flugzeug auf einer Trainingsmission befand, für den Fall, dass Probleme auftraten und das Flugzeug früher als erwartet zurückkehren musste. Es kam jedoch vor, dass sie sich in die Cafeteria der Staffel 331 setzten. Der Crew Chief musste auch darauf vorbereitet sein, Reparaturen auf dem Rollfeld durchzuführen. Wenn zum Beispiel bei der Landung ein Rad gebrochen war, konnte man das Flugzeug nicht in die Werkstatt bringen. Es musste an Ort und Stelle repariert werden.
Zusätzliche Ausstattung: Anlegg 96 musste in der Lage sein, einen Atomangriff auf Bodo zu überleben. Die gesamte Anlage war mit 4 Einheiten, die getrennt voneinander arbeiten konnten, brandgeschützt: Ein Pulverbehälter mit 2.500 kg Pulver, eine Druckgasbatterie mit 4 Stickstoffflaschen, eine Hochdruckleitung von der Gasbatterie zum Pulverbehälter und ein Hochdruckleitungssystem mit Pulverdüsen.
Die Anlage verfügte über ein einziges Warmluft-Belüftungssystem mit einer Kapazitat von 95.000 Kubikmetern pro Stunde. Für die Belüftungsanlage gab es zwei Lüftungsschächte, die auch als Notausgänge dienten.
Zur Stromversorgung verfügte das Werk über eine eigene Trafostation im oberen Teil des Lüftungsschachtes, mit zwei selbstgekühlten 500VA-Öltransformatoren. Für den Fall, dass die Öltransformatoren ausfielen, war die Anlage außerdem mit zwei Dieselgeneratoren mit je 160 Voltampere ausgestattet, die die gesamte Anlage einschließlich Stollen 5 mit Strom versorgen konnten. Außerdem konnte die von den Dieselaggregaten erzeugte Wärme das Elektro-Heizregister ersetzen. Die Aggregate mussten in Notfällen manuell gestartet werden und konnten einzeln oder parallel betrieben werden.
Besonderes Augenmerk wurde auf die Entwässerung der Hallen gelegt, da die Gefahr von Kraftstofflecks oder Unfällen bestand. Um zu verhindern, dass Kraftstoff in das gesamte System gelangte, wurden alle 30 Meter Siphons in die Oberflächenwasserkanäle eingebaut. Eriksen sagt nichts darüber, wie diese Siphons in der Praxis funktionierten.
Aus ˋDas tägliche Leben und die Aktivitäten in Anlage 96: Mit den Streitkräften am Arbeitsplatz in einer „atombombensicheren" Verteidigungsanlage, 1959-1996´ von Kine-Marie Ophus 2022
Die wichtigste Quelle für diese Arbeit ist ein Dokument aus dem Archiv des Norwegischen Luftfahrtmuseums, das von Hauptmann Odd Eriksen, dem technischen Offizier der Staffel 331, am 14. Juli 1962 verfasst wurde. In diesem Dokument gibt er einen Einblick in die Spezifikationen und technischen Details der Anlage. Aus dem Nordland-Archiv stammt Archivmaterial über den Bau des Cafés außerhalb der Anlage. Aus dem Nationalarchiv wurde Archivmaterial von Odd Bulls Rede auf der SHAPE-Tagung 1955 verwendet, in der er Flugzeugkavernen als neue Strategie zum Schutz von Kampfflugzeugen vorstellt, bei den mündlichen Quellen handelt es sich vor allem um ehemalige Flugzeugtechniker und Piloten der Staffel 331.