Ein Bericht über das "neue" Leben der
D-EKLY (ex-90+99/AS+461) in Italien und ihren Besitzer:
warbirdsnews.com
(übersetzt)
Die Piaggio P.149 von Kapitän Gusso erfüllt alle Anforderungen
Nach vielen Jahren der militärischen und zivilen Berufsfliegerei wollte Kapitän Giancarlo Gusso ein eigenes Flugzeug besitzen, um das Fliegen in Freiheit zu genießen wann und wo immer er wollte, ohne die Regeln und Zeitpläne, die ihm seine berufliche Fliegerkarriere auferlegte.
Kapitän Gusso, in italienischen Oldtimerkreisen als "Gux" bekannt, war Kampfpilot der italienischen Luftwaffe. Er flog MB-339, G-91T und AMX und diente insgesamt 9 Jahre lang bei der Aeronautica Militare. Im Jahr 1987 wurde er von Alitalia als Erster Offizier auf der ehrwürdigen MD-80 eingestellt. Bei der inzwischen aufgelösten Alitalia flog Kapitän Gusso MD-11, Airbus A320 und Boeing 777, bis er schließlich im Januar 2023 nach fast 20.000 Flugstunden in den Ruhestand ging.
Nachdem er einige Jahre lang eine alte SAAB 91 besessen hatte, musste sein nächstes Flugzeug eine Reihe von Kriterien erfüllen. Es musste historisch sein, aus dem Militär stammen, preiswert im Betrieb sein, vielleicht kunstflugtauglich
("weil ich mich selbst kenne und früher oder später würde ich gerne die Erde auf dem Kopf stehend beobachten") und möglichst mehr als zwei Sitze haben.
Mit diesen Kriterien kamen nur sehr wenige Flugzeuge in die engere Wahl. Nach einer Online-Recherche war seine erste Wahl eine Saab 91D, eine ehemalige Maschine der österreichischen Luftwaffe. Die Saab entsprach den Anforderungen, hatte aber einen Makel: Sie war kein italienisches Flugzeug. Kapitän Gusso erzählte uns: "Der Kreis wurde immer enger und die Suche nach dem endgültigen Flugzeug nahm allmählich Gestalt an. Ex-Militär, akrobatisch, historisch, 4-sitzig und plötzlich hatte ich es gefunden ... eine Piaggio P.149D!“
Interessanterweise bestellte die italienische Luftwaffe die Piaggio P.148, ein zweisitziges Trainingsflugzeug, nur für ihren Verbindungs- und Logistikbedarf. Sie wurde der in Schwierigkeiten geratenen Aermacchi vorgezogen, indem die M.416 gekauft wurde. Die MM559 war also die einzige Piaggio P.149, die jemals in der italienischen Luftwaffe eingesetzt wurde.
Kapitän Gusso fand schließlich im Juli 2021 das Flugzeug welches alle Kriterien erfüllte aber auch dieses hatte einen großen Makel: eine fast unansehnliche zivile Lackierung. Kapitän Gusso sagte uns:
"Ich habe eine Reihe von Vorschlägen von Flugzeuglackierern geprüft, aber sie waren definitiv zu teuer für meinen Geldbeutel. Ich prüfte auch andere Angebote aus dem Ausland, aber wegen logistischer Probleme bei der Anreise und der Sprachbarriere musste ich aufgeben. Also begann ich mit dem Gedanken zu spielen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, sobald ich in Rente gehe.“
Der Kapitän machte sich auf die Suche nach einem Hangar in der Nähe von Caorle (Venedig), seiner Heimatstadt, wo er die langwierige kosmetische Operation durchführen konnte, ohne das Flugzeug zerlegen zu müssen. Nach einer langwierigen Suche fand er schließlich einen passenden Hangar.
Dank der Hilfe des Kurators des Museums der Guardia di Finanza in Pratica di Mare konnte Kapitän Gusso die technischen Unterlagen für die Bundesstandardfarben erwerben, die bei der Restaurierung der Beechcraft C-45 des Museums verwendet wurden, welche aus der gleichen Zeit wie die Piaggio stammte. Das bedeutete, dass die gleichen Farben auch für die Piaggio von Kapitän Gusso verwendet werden konnten.
Darüber hinaus bot ein fachkundiger Maler und Vertreter des italienischen Farbenherstellers Lechler Colours dem Kapitän seine Hilfe bei der Lackierung an. Die Wahl der Lackierung war eigentlich sehr einfach, da es nur eine einzige Piaggio P.149 gab, die bei der italienischen Luftwaffe diente - die Seriennummer MM559. Diese Piaggio wurde in den frühen 60er Jahren vom italienischen Militärattaché in Bonn eingesetzt, sodass die Wahl natürlich auf dieses Flugzeug fiel. Hauptmann Gusso erzählte uns auch:
"Ich habe mich auf die Suche nach Entlackungsmitteln gemacht, da ich auf keinen Fall die Tragflächen oder die Flugsteuerung demontieren wollte. Insbesondere suchte ich nach einem Gel-Produkt, das auch auf die Unterseiten aufgetragen werden konnte. In den nächsten drei Monaten verbrachte ich die meiste Zeit in Overalls, mit Brillen, Masken, Gummihandschuhen und mit Spachtel und Papierrollen. Auf diese erste Phase folgten der Schwingschleifer und eine Messingbürste, um die alte Farbe um die Nieten herum zu entfernen. Ich verbrachte jeden Tag etwa 8-10 Stunden mit kontinuierlicher Arbeit, bis das Flugzeug langsam sein Aussehen veränderte ... und schließlich seine ursprüngliche Grundierungsschicht zeigte."
Schließlich wurde das Flugzeug vollständig für die Lackierkabine vorbereitet, aber es gab keine Lackierkabine in der Nähe. Kapitän Gusso erzählte uns:
"Wir bauten eine wunderschöne 15 x 15 x 5 Meter große Kabine im Hangar aus Holz und Kunststoffplatten!" Nach vier Monaten Arbeit war die Piaggio endlich flugbereit.
Es folgt die eigentliche Geschichte der Piaggio: Die Focke Wulf Piaggio 149D (Deutschland), Seriennummer 119 FWP wurde im März 1960 von Bremen und Focke Wulf unter der Lizenz von Rinaldo Piaggio Aviazione gebaut. Sie diente bis 1993 als Schulflugzeug der Luftwaffe auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck (Bayern), mit folgenden Rumpfnummern: 90+99, AS+461, Teil der WaffenSchule 49 (WaSch49) der Fliegergruppe Fürstenfeldgruppe. Aus Altersgründen wurde sie später ausgemustert und als D-EKLY registriert und befand sich im Besitz von drei Partnern aus Erlangen (nördlich von Nürnberg); der Besitz wurde schließlich auf eine Person reduziert, welche im Todesfall den Verkauf an seine Tochter festlegte.
Der erste offizielle Flug in der neuen MM559-Lackierung fand auf der Aquila Air Show im Mai dieses Jahres statt. Kapitän Gusso hatte die Ehre, im Juni dieses Jahres bei der Flugschau zum 100-jährigen Bestehen der italienischen Luftwaffe in Pratica di Mare zu fliegen und mit dem italienischen Kontingent am Royal International Air Tattoo 2023 teilzunehmen.
Das Flugzeug, das "alle Kriterien erfüllt", macht Kapitän Gusso zu einem sehr stolzen Besitzer: "Jetzt sehe ich meine Piaggio zufrieden an. Ich bewundere sie. Die Piaggio ist genau das Flugzeug, das ich wollte und ich fühle mich wie ein verliebter Vater mit seinem neugeborenen Sohn!"