Der Untersuchungsbericht wurde am 26.09. veröffentlicht.
Laut Untersuchungsbericht ist der Absturz in erster Linie auf einen Fehler im integrierten GPS- und Trägheitsnavigationssystem (EGI) zurückzuführen, wobei das Trägheitsnavigation die Bewegung des Flugzeugs mit Hilfe von Sensoren an Bord verfolgt. Wenn das EGI ausfällt, verliert der Pilot den Zugang zu wichtigen Navigationsdaten und muss sich auf seine Ersatzinstrumente verlassen.
In diesem Fall versagte jedoch auch das Backup-Instrument: Die Ermittler machten eine Fehlfunktion des Standby Attitude Indicator (SAI) und schlechte Wetterbedingungen mit eingeschränkter Sicht für die Desorientierung des Piloten verantwortlich, die zum Absturz führte. Das SAI zeigt die Ausrichtung des Flugzeugs an, ob es sich im Horizontal-, Steig-, oder Sinkflug befindet auch Längs- und Querneigung werden grob dargestellt.
Etwa 15 Minuten nach Beginn des Fluges fiel das EGI-System des Flugzeugs aus, wodurch die kritischen Navigations- und Fluglagenanzeigen des Piloten, die unerlässlich sind um das Flugzeug auf Höhe und Kurs zu halten, nicht mehr funktionierten.
„Das Ausbleiben des EGI-Ausfalls unter Instrumentenflugbedingungen hätte dieses Unglück möglicherweise verhindern können“, heißt es in dem Bericht.
Da das EGI ausgefallen war, versuchte der Pilot, sich auf das SAI zu verlassen, das bereits zu einem früheren Zeitpunkt des Fluges einige fehlerhafte Neigungs- und Querneigungsdaten angezeigt hatte. In der Hoffnung auf klare Sicht begann der Pilot dann einen Sinkflug durch die Wolken.
Das System lieferte immer wieder widersprüchliche Messwerte: Es zeigte ein Steigen an, während die Instrumente für Fluggeschwindigkeit und Flughöhe einen Sinkflug anzeigten. Diese Diskrepanz zwischen den Daten und die wolkigen Bedingungen führte dazu, dass der Pilot eine räumliche Desorientierung erfuhr, ein Zustand, in dem er die Position des Flugzeugs in Bezug auf den Horizont nicht genau interpretieren konnte, so dass er einen Sinkflug unter die prognostizierte Flughöhe (vermutlich 3.500 Fuß) bevorzugte, wo klare Sicht erwartet wurde.
Der Pilot wies einen seiner Flügelmänner an, ihm dicht zu folgen, etwa 500 Fuß hinter ihm, und ihm während des Sinkflugs Informationen über Höhe und Fluggeschwindigkeit zu übermitteln. Der Bericht stellte jedoch fest, dass die Radardaten der anderen F-16 allein nicht ausreichten, um das räumliche Bewusstsein des Unglückspiloten wieder herzustellen . Als das Radar des anderen Piloten anzeigte, dass das verunglückte Flugzeug leicht anstieg, zeigte das SAI des verunglückten Flugzeugs immer noch eine Nose-up-Position mit anhaltendem Höhenverlust an.
Um das EGI zurückzusetzen und dazu den EGI-Kontrollschalter im Cockpit zu erreichen, hätte der Pilot den Steuerknüppel loslassen sowie den Oberkörper und den Kopf nach rechts drehen müssen. Siehe Abbildung 5. Diese Körperbewegung wäre weiter desorientierend gewesen, insbesondere wenn man sich in IMC befindet und sich auf das SAI verlässt. Aus diesen Gründen entschied sich die Pilot für den Sinkflug, und der Flügelmann übermittelte während des Sinkflugs weiterhin Höhe und Fluggeschwindigkeit.
„Als es dem Piloten nicht gelang, einen wolkenfreien Luftraum in einer Höhe von 3.000 Fuß zu finden, versuchte er das Flugzeug abzufangen, was zu weiterer Desorientierung führte“, heißt es dann im Bericht.
Gegen 8:42 Uhr löste der Pilot den Schleudersitz aus, doch ohne die Daten der Blackbox sind der genaue Zeitpunkt und die Position des Flugzeugs beim Ausstieg ungewiss. Kurz darauf stürzte die F-16 in das Gelbe Meer, etwa 81 Seemeilen westlich von Kunsan. Das Flugzeug, das dem 8th Fighter Wing angehörte, wurde vollständig zerstört was einen Wertverlust von 28.259.045 Dollar bedeutete. Der Pilot wurde von einem Schiff der Marine der Republik Korea gerettet und wegen Unterkühlung behandelt.
Der Großteil des Wracks konnte bis zur Erstellung des Berichts nicht geborgen werden.
Obwohl die genaue Ursache des EGI-Ausfalls aufgrund des Verlusts der Blackbox unklar bleibt, wird vermutet, dass eine Stromschwankung, deren Auftreten für den Piloten nicht unbedingt erkennbar sein muss, die Fehlfunktion ausgelöst hat, wie dies bei ähnlichen Vorfällen in der Vergangenheit der Fall war.
Kunsan verzeichnete im Mai und Dezember 2023, sowie im Januar 2024 drei F-16-Abstürze, wobei es bei keinem der Abstürze Verletzte gab, und die USAF erklärt hat, dass die Vorfälle offenbar nicht miteinander in Zusammenhang stehen. Allerdings werden die Auswirkungen vorübergehender Stromschwankungen auf die Fluginstrumentensysteme der F-16 untersucht, wie es in einer
Erklärung der Air Force nach der Veröffentlichung des Berichts heißt, und angefügt, daß der Untersuchungsbericht für den dritten F-16-Absturz im Januar dieses Jahres noch nicht abgeschlossen ist und die Ergebnisse veröffentlicht werden, sobald sie vorliegen.