Wo war Gerd Achgelis im 2. Weltkrieg?

Diskutiere Wo war Gerd Achgelis im 2. Weltkrieg? im WK I & WK II Forum im Bereich Geschichte der Fliegerei; Weiß jemand, wo der bekannte Kunstflieger Gerd Achgelis im 2. Weltkrieg eingesetzt war? In Wikipedia steht lapidar, dass er Görings Angebot...

HAM

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Weiß jemand, wo der bekannte Kunstflieger Gerd Achgelis im 2. Weltkrieg eingesetzt war?
In Wikipedia steht lapidar, dass er Görings Angebot Nachfolger von Udet zu werden abgelehrt hat und bis zum Ende des 2. Weltkrieges Einflieger bei einem Flugzeugwerk in Graudenz war. Was war das für ein Flugzeugwerk und welche Flugzeuge hat er dort eingeflogen? Weiß jemand da genaueres?

Ferner: Henrich focke hat mit Gerd Achgelis 1937 die Focke, Achgelis GmbH & Co gegründet, um Hubschrauber zu entwickeln. Achgelis taucht in den Beschreibungen aber nirgends auf. Weder als Pilot oder sonst als Repräsentant dieser Firma. Auch in den Memoiren von Henrich oder dem Buch von Enno Springmann über Focke kein Wort davon. Schon merkwürdig. Achgelis war ein berühmter Pilot, gründet mit Henrich Focke eine Hubschrauberfirma und taucht danach nirgendwo auf. Hat er die Firma verlassen? Wann und warum? Auch nach dem Krieg, als Focke 1961 anfing für Borgward Hubschrauber zu bauen, gibt es keine Erwähnung von Achgelis,, obwohl Achgelis in der Nähe von Bremen wohnteund gerade in den Fünfzigern war - ein Alter, wo man sich noch engegieren kann. Wann und warum ist der Kontakt abgebrochen?
 

Sens

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Graudenz (POL) (e. Grudziądz) (53 28 10 N – 18 47 00 E) Allgemeines: Flugplatz (Fliegerhorst) und Fabrikflugplatz (Industriehafen) in Westpreußen (heute Nordwestpolen), 216 km nordwestlich von Warschau und 1,6 km südöstlich von Graudenz. Geschichte: 1913 angelegt und im 1. Weltkrieg als Pilotenschule genutzt. 1920, nach dem 1. Weltkrieg, wurde es von der polnischen Luftwaffe übernommen und zu einem großen Ausbildungszentrum ausgebaut. Ab 1940 hauptsächlich als Fabrikflugplatz (Industriehafen) der Flugzeugwerke Graudenz GmbH genutzt, wo bis Ende 1944 Fw 190 und andere Flugzeuge repariert wurden. Oberfläche und Maße: Grasoberfläche. 1940 betrug die Fläche 700 x 700 Meter, bis Juli 44 war sie auf ca. 700 x 700 Meter angewachsen 1190 x 550 Meter (1300 x 600 Yards). Infrastruktur: 4 Hangars, separate Werkstätten, Lager für Treibstoff und Munition sowie Kasernen. Bemerkungen: 6. März 45: Graudenz wird von sowjetischen Truppen eingenommen. Einsatzeinheiten: 1. (H)
aus
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Aus Polen
Auf Facebook (Englisch)
Luftwaffe Aviation Works in besetzt Polnisch
Produktionsbetriebe der Luftwaffe in Polnisch Grudziądz.
Während der Nazi-Besatzung montierten die Flugzeugwerke G.m.b.H Graudenz (Grudziądz) Flugzeuge vom Typ Me-109 und Junkers Ju-88 (ca. 40 pro Monat).
Die Komponenten für das Flugzeug Me-109 wurden in folgenden Werken hergestellt:
Luftfahranlagen Ost GmbH (Motolux Aviation and Automotive Accessories Factory) und Transavia Garetenbau in Grabów hergestellt. Cibórz bei Lidzbark nad Welem. Das Luftfahrtwerk befand sich im Wald in der Nähe des polnischen Flughafens.
Die holprige Übersetzung kann ja bei Interesse selbst korrigiert werden. Mir ging es nur darum auf zu zeigen, wo es weitere Anknüpfungspunkte gibt.
Transavia Gerätebau GmbH, Berlin-Wannsee (bis Sept. 1943: Berlin NW 87), Fertigungsstätten Warschau-Grabow und Warschau-Wilanow - Deutsche Digitale Bibliothek (deutsche-digitale-bibliothek.de)
 
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HAM

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Herzlichen Dank für diese Informationen
 
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Hallo HAM,
Gerd Achgelis gehörte zu den Gründungsgesellschaftern der Flugzeugwerke Graudenz GmbH, die am 22.04.1940 mit Sitz in Graudenz gegründet wurde. Ende 1941 schied er jedoch wieder als Gesellschafter aus der Gesellschaft aus. Lt. Nachkriegs-Zeitungsartikeln bezeichnete er sich selbst als Geschäftsführer der Flugzeugwerke. Amtliche Nachweise für diese Aussage fanden sich für die Jahre 1941 und 1942 jedoch in den Prüfungsberichten der Deutschen Revisions- und Treuhand AG mit Sitz in Berlin nicht. Er kann natürlich ab 1943 bis zum Ende als GF fungiert haben. Ich kann mir jedoch auch gut vorstellen, dass er dort als Einflieger der reparierten bzw. gebauten Maschinen tätig war. Ein Nachweis hierfür steht jedoch aus.

Nach dem Krieg gehörte Achgelis zu den Gründungsgesellschaftern und Aufsichtsratmitglied der Helikopter Union GmbH mit Sitz in Bremen, die sich um die Errichtung von Produktionsstätten, Promotion und Verwendung von Hubschraubern im Norddeutschen Raum stark machte. Aufgrung fehlenden Interesses des Landes Bremen und der örtlichen Wirtschaft wurde die Gesellschaft 1962 auf die Weser Flugzeugbau GmbH übertragen.

Das Interesse von Achgelis galt meiner Meinung nach der Beteiligung an interessanten Gesellschaften um damit als Gesellschafter Geld zu verdienen.

Gegenfrage: Woher rührt Dein Interesse nach dem Aufenthalt von G. Achgelis während des 2. Weltkrieges?

Freundliche Grüsse

Jan-Bernd
 

HAM

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Jan- Bernd,
danke für die Informationen.Toll, dass man solche Informationen über dieses Forum bekommt.
Zu meinem Interesse: Ich bin selbst Pilot und Mitglied im Bremer Verein für Luftfahrt. Insofern kenne ich natürlich den Namen Gerd Achgelis weil er auch Mitglied im Bremer Verein war. Natürlich weiß ich auch, dass er in den 1930er Jahren ein erfolgreicher Kunstflieger war.
Ich weiß auch, dass er 1937 zusammen mit Henrich Focke die Focke-Achgelis GmbH & Co KG in Hoykenkamp bei Bremen gegründet hat Insofern war ich bisher davon ausgegangen, dass er bis Kriegsende in diesem Werk aktiv gewesen ist. Entsprechend war ich erstaunt, als ich bei Wikipedia las, dass er bis Kriegsende als Einflieger bei einem Werk in Graudenz tätig war. Das hätte ich nicht erwartet. Umso mehr verwundert mich, dass er 1940 als Gründungsgesellschafter in Graudenz eingestiegen ist und offensichtlich bis Kriegsende dort tätig war. Ich dachte immer seine fliegerische Heimat sei Bremen gewesen. Weißt du auch, wie er bei Kriegsende nach Westdeutschland fliehen konnte? Auf dem Landweg mit dem großen Treck oder mit einem Flugzeug?

Aber danke noch einmal für die Infos
Bernd
 
Pennywize

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Moin Bernd,
es gibt noch wesentlich mehr Sachen über Hr. Achgelis zu berichten, als bei Wikipedia steht.
Wie er zum Kriegsende hin von Graudenz nach Hude kam ist mir leider nicht bekannt. Aber seine Person dürfte sicherlich kein Problem damit gehabt haben, sich zeitnah mit einem adäquaten Verkehrsmitteln in Richtung Hude bewegt zu haben. Seine Fw56 D-IKNI, die er ebenfalls mit nach Graudenz genommen hat, musste er allerdings dort lassen. Sie ging verloren.
Mein Projekt Achgelis ist allerdings noch nicht abgeschlossen. Besuche in Archive stehen noch aus. Vielleicht können ja Deine Fragen zeitnah beantwortet werden.
Freundliche Grüsse
Jan-Bernd
P.S. Neulich weilte ich in der Bremenhalle am Flughafen und hielt einen Vortrag über Leben und Wirken von Cornelius Edzard. Auch ein Thema von mir.
 
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Moin,
es gab neben den erwähnten zwei konträren Möglichkeiten der Flucht (aus familiärer Sicht) auch noch andere, beispielsweise die Fahrt im DR-Zug oder im Kraftfahrzeug. Gerade für leitende Mitarbeiter mit entsprechenden Ausweisen war das dann kein größeres Problem.
 

HAM

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Moin Bernd,
es gibt noch wesentlich mehr Sachen über Hr. Achgelis zu berichten, als bei Wikipedia steht.
Wie er zum Kriegsende hin von Graudenz nach Hude kam ist mir leider nicht bekannt. Aber seine Person dürfte sicherlich kein Problem damit gehabt haben, sich zeitnah mit einem adäquaten Verkehrsmitteln in Richtung Hude bewegt zu haben. Seine Fw56 D-IKNI, die er ebenfalls mit nach Graudenz genommen hat, musste er allerdings dort lassen. Sie ging verloren.
Mein Projekt Achgelis ist allerdings noch nicht abgeschlossen. Besuche in Archive stehen noch aus. Vielleicht können ja Deine Fragen zeitnah beantwortet werden.
Freundliche Grüsse
Jan-Bernd
P.S. Neulich weilte ich in der Bremenhalle am Flughafen und hielt einen Vortrag über Leben und Wirken von Cornelius Edzard. Auch ein Thema von mir.
Deinen Vortrag habe ich leider verpasst, weil ich erst Sonntagmittag aus Hannover gekommen bin. Schade! Aber wenn der Kontakt schon besteht, laufen wir uns sicher noch einmal über den Weg.
Bernd
 
Thema:

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