Erstflug LH A380
Ein sonniges Hallo an alle!
Hier wie versprochen der Artikel, den ich für unsere regionale Zeitung verfaßt habe. Viel Spaß beim Schmökern!
„Flügelhippo“ fliegt zum ersten Mal
Stromberger Reiseverkehrskaufmann testet den Airbus A-380 der Lufthansa auf dem Premierenflug von Frankfurt nach Tokio
72,10 Meter lang, 79,80 Meter breit, 24,10 Meter hoch, 531 Tonnen schwer, 526 Passagiere – und ich bin einer davon! Nennen wir es mal „glückliche Umstände“, die mir als Flugzeugfan und Reiseberater ein Ticket auf dem offiziellen Passagier-Erstflug des Airbus A-380 am 11. Juni beschert haben. Zwei Tage Tokio: Das Ziel ist nicht entscheidend, nur „an Bord sein“ ist wichtig!
Nachdem Jogi Löw und seine Mannen das Dickschiff auf dem Weg zur WM schon mal ausprobiert hatten, ist jetzt das „gemeine Volk“ dran. Und dass dies ein besonderer Flug ist, erkenne ich bereits am Flugsteig. Die Tische am Gate sind mit japanischen Fähnchen geschmückt, es gibt Häppchen und Drinks, Boxen geben beruhigende Musik ab und allerhand Flugenthusiasten knipsen, was das Zeug hält: Die Anzeigetafeln mit den Flugdaten, das Hinweisschild mit der Anleitung zum Einsteigen, den proppenvollen brandneuen Warteraum. Und durch die sonnendurchfluteten Scheiben schließlich das Objekt der Begierde, den strahlenden, etwas pummelig dreinschauenden Doppeldecker, dessen Erscheinen so viele Flugzeugbegeisterte erwartet haben: Der Airbus A-380, liebevoll genannt „Flügelhippo“, ist bereit zum Einsteigen!
Normalerweise schaue ich beim „Boarding“ in reichlich griesgrämige Gesichter meiner Mit-Passagiere. Doch heute ist alles anders: Lauter gut gelaunte Menschen, die Flugbegleiter strahlen mit dem nächsten Atomkraftwerk um die Wette, die Stimmung ist unglaublich gelöst: Man ist sich der denkwürdigen Stunde bewusst. Auch RTL erkennt das und hat ein Fernsehteam mit an Bord gebracht – das Ergebnis gibt´s am 27. Juni auf der Mattscheibe zu sehen.
Und dann: Alle Mann an Bord, Türen zu, „off Blocks“ (wie man das in Fliegerkreisen so sagt) um 14.19 Uhr, und wir rollen entlang des Menschenspaliers auf der Besucherterrasse zu unserer Startposition. Einmal noch winken, dann schiebt Kapitän Ulrich Hohl die vier Schubhebel nach vorne, und nach gerade einmal 50 Sekunden ist Flügelhippo in seinem Element – wir fliegen!
Von meinem Platz 53G (Tipp: Beinfreiheit!) mache ich mich jetzt auf den Weg durch den Flieger, um jeden Winkel zu erforschen und die Besonderheiten des neuen Lufthansa-Flaggschiffes zu entdecken. Da sind die Notausgangsschilder in Nierentisch-Optik, die von selbst leuchtenden Wasserhähne in den Waschräumen, die vier Müllpressmaschinen in den Bordküchen. Und eine ganze Stunde Pippi Langstrumpf auf dem einklappbaren Monitor vor mir! Wenn ich jetzt erster Klasse fliegen würde, käme ich sogar in den Genuss eines Badezimmers mit Urinal – dem weltweit ersten über den Wolken! Am erstaunlichsten empfinden meine Mitreisenden und ich jedoch die äußerst gedämpfte Geräuschkulisse. Wenn die Klimaanlage nicht rauschen würde, käme man wohl kaum auf die Idee, dass man mit 1000 Stundenkilometern in 11.000 Metern Höhe um den Erdball düst!
Zum Stichwort Platzangebot: Die Zeiten von Speisesälen, Raucherlounges, Schlafzimmern und einem Piano an Bord wie damals im Zeppelin LZ 129 Hindenburg sind wohl endgültig vorbei. Für heutige Verhältnisse jedoch ist das Raumempfinden großzügig bemessen. Und selbst bei meinen langen Beinen habe ich zwischen den Knien und der Lehne meines Vordermannes noch ein bisschen Platz – äußerst angenehm für 11-Stunden-Trips!
Ach ja, elf Stunden – mein Gott, die Zeit ist ja schon fast vorbei. Na ja, bei so vielen anregenden Gesprächen mit Flugzeugfreaks, schreibenden Journalisten, Fernsehleuten und einer tollen Crew vergeht die Zeit wirklich „wie im Fluge“. Von der Besatzung gibt´s für mich noch ein besonderes Schmankerl: Einen Besuch im so genannten „Crew Rest“, wo sich die Flugbegleiter in zwölf Kojen von ihrem stressigen Job ein wenig erholen können.
Landeanflug auf Narita, Touchdown, und zur Begrüßung spritzt uns die Tokioter Feuerwehr in hohem Bogen naß! Ein phantastischer Flug in einer beeindruckenden Maschine geht zu Ende – jetzt freue ich mich schon übermorgen auf meinen Rückflug!
Nachsatz: Zwei Tage später lud mich der Käpt´n ins Cockpit ein – das war wie Weihnachten, Ostern und Geburtstag an einem Tag! Danke an die phantastische Besatzung von LH710/711!