Ich habe mir das Buch bestellt, um zunächst einmal zu schauen, ob es sich lohnt, es zu kaufen (an anderer Stelle im FF war das der Punkt, wo jemand Schnappatmung bekommen hat, weil er die Idee des Fernabsatzgesetes nicht versteht).
Der erste Eindruck ist gut wie bei allen Büchern von Motorbuch im neuen Layout, wobei mich die in Braun gehaltenen Bildunterschriften irritiert haben (wofür der Autor natürlich nichts kann). Beim Gegenchecken in einem anderen Buch aus dem gleichen Verlag habe ich dann gesehen, daß es dort genauso gemacht worden ist, nur daß dort die Layoutfarbe Dunkelblau ist, weshalb ich das zunächst nicht bemerkte.
Beim Durchschauen fällt auf, daß das Buch gut bebildert ist - fast nur Aufnahmen von Einsatzflugzeugen, nur wenige Museumsbilder. Ebenfalls fällt allerdings auf, daß der Autor über die verwendeten Bilder und die darauf abgebildeten Flugzeuge anscheinend nur wenig weiß, denn die Bildunterschriften beinhalten ganz oft das offensichtliche (Beispiele von den Seiten 81 bis 83):
"Eine MiG-23MF beim Landeanflug"
"Landung mit Bremsschirm"
"So sah der MiG-23ML-Prototyp aus".
Im einführenden Kapitel wird erklärt, daß es die MiG-23 quasi viermal gab - MiG-21 mit Pfeilflügeln, Je-8, mit Hubtriebwerken und schließlich mit Schwenkflügeln. Danach folgen in schlüssiger Systematik Kapitel zur ersten (die mit dem "Hängearsch") und zweiten Jägergeneration, den Jagdbombern und schließlich zu den Doppelsitzern. Ein Kapitel beschreibt die Technik, ein weiteres den Einsatz, wobei allerdings nur der bei der NVA in nennenswertem Umfang dargestellt wird. Relativ kurz abgehandelt werden der Einsatz in der Sowjetunion mit Schwerpunkt Afghanistan (konkrete Einheiten, Zeitangaben und Stückzahlen fehlen aber völlig). Vier Seiten beschäftigen sich mit der sowjetischen "Aggressoreinheit" in Mittelasien. Der sonstige weltweite Einsatz wird auf einer halben Seite "abgefrühstückt".
Komplett fehlen Quellenangaben, was um so irritierender ist, als die Seiten voll mit Fußnoten sind, die aber immer nur Anmerkungen des Autors beinhalten.
Am Ende erklärt der Autor auf zwei Seiten, wie er mit der Transkription aus dem Kyrillischen umgeht (was ich gut gelöst finde, was aber meines Erachtens nicht der seitenlangen Erläuterungen bedurft hätte, weil es andere genauso machen) und warum er in einem "lockeren, bewußt populärwissenschaftlichen Ton schreibt". Letzterer ist für mich einer der Gründe, warum ich das Buch zurücksenden werde (der andere ist, daß ich gegenüber meiner einzigen anderen Buchquelle zum Thema - OKB Mikoyan von Gordon / Komissarov - keine grundsätzlich ergänzenden Informationen finden konnte). Wenn "populärwissenschaftlicher Ton" bedeutet, daß die Verwendung des Schwenkflügels trotz der Vorbehalte des ZAGI dadurch erklärt wird, daß Generalsekretär Chruschtschow auf seinen Auslandsreisen von westlicher Technik beindruckt worden wäre und deshalb deren Verwendung vorgegeben hätte (die F-111 mit Schwenkflügeln flog erstmalig 1964), ist das nicht das, was ich von populärwissenschaftlicher Literatur erwarte. Ich gebe zwar zu, daß das Vorgenannte eine sehr knappe Zusammenfassung von Seite 39 des Buchs ist, aber ein "Basta!" (ebenfalls Seite 39) gehört für mich nicht in einen solchen Text.
Andere mögen das anders sehen und Spaß mit der Darstellung haben, aber wenn ich Umgangssprache in einem Buch haben will, lese ich Belletristik.
Dennoch finde ich es gut, daß Motorbuch hier einem weiteren sowjetischen Flugzeugtyp einen Band gewidmet hat und Leser, die weniger sprachempfindlich sind als ich, werden mit dem Buch sicher glücklich werden.