Tarifflucht dürfte aktuell weniger attraktiv sein als Pre-Covid. Der Personalmangel betrifft seit der Aufhebung der Covid-Beschränkungen praktisch die gesamte Branche, egal ob am Boden oder in der Luft. Seit 8.1. sind ist auch die Einreisequarantäne für die Volksrepublik China aufgehoben. Mit Ausnahme des (kleinen) russischen Markts stehen europäischen Airlines wieder alle Märkte offen. Beim Wieder-Aufbau des Angebots auf Vor-Covid-Niveau fehlt es nicht an Hardware (es gibt reichlich abgestellte Flugzeuge, die in Wochen bis Monaten reaktiviert werden können) und Nachfrage (siehe Quartalszahlen und Preisentwicklung auf vielen Strecken), sondern an Personal. Ganz konkret hat die Lufthansa bereits Mitte Februar den Sommerflugplan zusammengestrichen, weil es weiterhin an Personal fehlt, um alle gplanten Flüge durchzuführen. Die Wirtschaftswoche spricht von 34.000 gestrichenen Flügen!
Tarifflucht mag für Standort mit hoher regionaler Arbeitslosigkeit ein probates Mittel sein, um die Kosten zu drücken. In der Region um den Flughafen München könnte es hingegen sehr schwer werden, für die neu geschaffene City Airlines ausreichend Personal zu gewinnen, wenn die Bedingungen nicht attraktiv sind. Selbst Ryanair hat in Deutschland für Piloten und Flugbegleitern (vor Corona) Tarifverträge abgeschlossen - und ist zumindest bei letzteren weit weniger anspruchsvoll als Lufthansa (z.B. Deutschkenntnisse optional). Der Personalmangel war bereits vor Covid zu stark, um wieterhin Standards zu unterlaufen.